Keine zwei Wochen nach den schwachen vorläufigen Zahlen müssen Anleger bei Salzgitter die nächste Hiobsbotschaft hinnehmen. Der Konzern hat wegen der anhaltend schwächelnden Wirtschaft die Prognose für das laufende Geschäftsjahr kassiert. Die Aktie fällt ans SDAX-Ende und auf den tiefsten Stand seit 2020.
Lange geplante Infrastrukturprojekte würden sich verzögern, teilte Salzgitter am Dienstag mit. Hinzu kämen die anhaltend sehr hohen Energiekosten für Beschaffung und Netznutzung sowie verhältnismäßig hohe Importe. Eine Trendumkehr nach dem Sommer sei derzeit ungewiss.
Salzgitter kappte daher die Ergebnisprognose: So soll das EBITDA 2024 zwischen 400 und 500 Millionen Euro betragen. Zuvor hatte der Konkurrent von Thyssenkrupp 550 bis 625 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Beim Gewinn vor Steuern erwartet Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern nur noch ein ausgeglichenes Ergebnis – nach zuvor avisierten 100 bis 175 Millionen Euro.
Die neue Prognose für das EBITDA liegt unter den Erwartungen der Analysten, die ohnehin bislang ein operatives Ergebnis eher am unteren Ende der früheren Spanne angenommen hatten. Die Umsatzprognose senkte Salzgitter ebenfalls, und zwar auf um die zehn Milliarden Euro – nach zuvor um die 10,5 Milliarden Euro.
Salzgitter hatte erst am 19. Juli vorläufige Zahlen veröffentlicht und dabei im zweiten Quartal einen Vorsteuerverlust verzeichnet. In den ersten sechs Monaten kommt der Konzern auf einen Vorsteuergewinn von 11,5 Millionen Euro. Salzgitter kämpft seit einiger Zeit mit einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld und gesunkenen Stahlpreisen sowie hohen Kosten. Das Unternehmen hat im Mai bereits einmal seine Jahresprognose gekappt, weil Kunden ihre Aufträge verschieben. Auch der Konkurrent Thyssenkrupp hatte die Prognose für sein Geschäftsjahr mehrfach gesenkt.
Die Gewinnwarnung ist der nächste Rückschlag für Salzgitter. Das ohnehin angeschlagene Chartbild trübt sich damit noch weiter ein, die Aktie kann den freien Fall nicht stoppen. Anleger machen deshalb weiter einen Bogen um Salzgitter – und die gesamte Stahlbranche.
Mit Material von dpa-AFX