RWE hat am vergangenen Freitag seine Hauptversammlung abgehalten, wie andere Konzerne coronabedingt als virtuelle Veranstaltung im Internet. RWE-Kritiker aus der Umweltbewegung, die sonst RWE-Hauptversammlungen mit lautstarken Protesten begleiten, sind diesmal weitgehend ausgebremst worden. Die Aktie zum Wochenstart auch – aber nur optisch.
Der Energiekonzern steckt in einem tiefgreifenden Umbau und will zu einem der weltweit führenden Erzeuger von Ökostrom werden. Dazu hat RWE ein großes Tauschgeschäft mit dem alten Rivalen Eon abgewickelt, durch das die Essener zahlreiche Windparks und Solarkraftwerke übernommen haben.
Die Braunkohlekraftwerke von RWE sollen bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden. Die Bundesregierung hat dazu am Mittwoch den Vertrag mit den Kohlekonzernen vorgelegt, der die Einzelheiten des Ausstiegs regeln soll. RWE erhält demnach 2,6 Milliarden Euro für das vorzeitige Aus der Tagebaue und Kraftwerke. Im ersten Schritt will RWE Ende des Jahres einen 300-Megawatt-Block im Kraftwerk Niederaußem abschalten. Der Vertrag soll auch den Erhalt des umkämpften Hambacher Forsts sichern.
Auf der erstmals rein virtuell abgehaltenen Hauptversammlung stimmten die Anteilseigner mit großer Mehrheit für den Dividendenvorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat. Damit schüttet RWE 0,80 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2019 aus. Das entspricht auf dem aktuellen Niveau einer Rendite von rund 2,5 Prozent. Auch die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat und die weiteren Punkte der Tagesordnung wurden mit großer Mehrheit beschlossen.
Um in den Genuss der Ausschüttung zu kommen, mussten Anleger die RWE-Aktie am 26. Juni zum Handelsschluss im Depot haben. Am heutigen Montag, den 29. Juni, wird der Titel ex-Dividende gehandelt. Auf dem Konto haben die Anleger das Geld in der Regel am dritten Geschäftstag nach der Hauptversammlung, das wäre der 1. Juli.
Die RWE-Aktie wird heute also nur mit einem optischen Abschlag gehandelt, notiert insgesamt aber bereits wieder etwa so hoch wie vor dem Corona-Crash. Durch die Rückbesinnung auf Erneuerbare Energien hat der DAX-Titel aber auf dem aktuellen Niveau noch Potenzial. Anleger bleiben dabei.
(Mit Material von dpa-AFX)