Mit der drastischen Dividendenkürzung hat RWE viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Und die kommunalen Aktionäre, die rund ein Viertel der Anteile halten und die RWE-Dividende fest in ihren Etats eingeplant hatten, sind stinksauer.
„Unverschämtheit, das hätte man nicht entscheiden dürfen, ohne den Aufsichtsrat einzubinden“, schimpft Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke. Und auch sein Kollege Lars Martin, Kämmerer bei der Stadt Essen, fällt aus allen Wolken: „Das übertrifft meine schlimmsten Alpträume.“
Die Reaktionen sind verständlich, schließlich hat die RWE-Dividende in der Haushaltsplanung viele nordrhein-westfälischer Kommunen einen festen Platz. Nach Berechnungen der Rheinischen Post müssen sie nun auf insgesamt rund 150 Millionen Euro verzichten.
Aktionärsvertreter zeigt Verständnis
Angesichts von Nettoverlusten und der schweren Krise der deutschen Energieversorger sieht selbst Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gute Gründe für die Maßnahme. „Die Dividende war schon seit Jahren zu hoch. Auch RWE kann sich vor den Fakten des Energiemarktes nicht verstecken.“
Die komplette Streichung komme aber überraschend und sei eine "schreckliche Nachricht" für die Aktionäre. Dies müsse nun der Wendepunkt für RWE sein, fordert Tüngler.
200 Millionen Euro Verlust
Am Mittwoch hatte RWE die Dividende überraschend zusammengestrichen. Als Grund verwies RWE-Vorstandschef Peter Terium auf Abschreibungen in Milliardenhöhe, die dem Konzern 2015 einen Nettoverlust von 200 Millionen Euro eingebrockt haben.
Auch wenn sich die RWE-Aktie nach ihrem massiven Kursrutsch vom Vortag etwas stabilisieren kann, sollten Anleger den Versorger-Titel tunlichst meiden. Bei RWE ist vorerst kein Ende der Misere in Sicht.
(Mit Material von dpa-AFX)