Die bevorstehende Umstrukturierung von RWE hat den Aktien der Essener am Montag einen der Spitzenplätze im DAX gesichert. Hinter K+S und der Deutschen Post rangiert RWE auf Platz 3 der Top-Performer am Vormittag. Allerdings notiert das Papier aufgrund der Geschehnisse in Griechenland dennoch 0,5 Prozent im Minus bei 19,62 Euro. Der DAX verliert allerdings mehr als 1,1 Prozent.
Die massiv gefallenen Gewinne aus der Stromerzeugung zwingen Deutschlands zweitgrößten Energieversorger zu einem weitreichenden internen Umbau. Der Aufsichtsrat habe schon vor längerer Zeit den Vorstand mit einem entsprechenden Konzept beauftragt, sagte eine Konzernsprecherin am Wochenende auf Anfrage. Ein Abbau von Personal stehe dabei jedoch nicht im Fokus, betonte RWE - es gehe in erster Linie um einfachere Strukturen. Die "Rheinische Post" (Samstag) hatte berichtet, bei RWE sollten Töchter zusammengelegt oder mit dem Mutterkonzern verschmolzen werden. RWE wollte dies nicht kommentieren.
Die kolportierten Maßnahmen würden auf jeden Fall zu Kostensenkungen führen, kommentierte ein Börsianer. Dies sollte den Aktien in dem schwachen Marktumfeld zumindest eine etwas positivere Stimmung bescheren.
Analysten mit Optimismus
Die Privatbank Berenberg hat RWE von "Sell" auf "Hold" hochgestuft und das Kursziel von 19 auf 20 Euro angehoben. Der Verzicht der deutschen Regierung auf eine Strafabgabe für alte Kohlekraftwerke sei definitiv eine gute Nachricht für den Energiekonzern, schrieb Analyst Lawson Steele in einer Studie vom Montag. Das Ergebnis im Jahr 2017 könnte indes von einer Verlängerung der Brennelementesteuer belastet werden. Nach ihrem Kursrückgang sei die RWE-Aktie inzwischen aber angemessener bewertet. Seine leicht angehobenen Schätzungen für den Gewinn je Aktie (EPS) lägen immer noch unter den Konsensprognosen.
Das US-Analysehaus Bernstein Research ist sogar noch deutlich optimistischer. Die Experten haben RWE nach dem Aus für eine deutsche Klimaschutz-Abgabe auf "Outperform" mit einem Kursziel von 28 Euro belassen. Diese Nachricht sei nicht nur klar positiv für den Energiekonzern, sondern zeige auch, dass die Regierung nicht alle Veränderungen zulasten der Branche durchboxen könne, so Analystin Deepa Venkateswaran am Montag. Das gelte insbesondere, sobald Arbeitsplatzverluste oder steigende Energiepreise drohten.
DER AKTIONÄR rät allerdings weiterhin von einem Einstieg bei RWE ab. Die Zukunftsaussichten sind nach wie vor unsicher. Es gibt bessere Investment-Alternativen.
(Mit Material von dpa-AFX)