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Foto: Börsenmedien AG, Munich Re
12.09.2022 Martin Mrowka

Rückversicherer-Treffen: Hannover Rück und Munich Re kündigen satte Preissteigerungen an – das sagen die Analysten

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Swiss Re

Die starken Preissteigerungen gehen nicht an Versicherungs-Kunden vorbei. Angesichts vermehrter Naturkatastrophen und der hohen Inflation wollen die weltgrößten Rückversicherer die Preise kräftig erhöhen. Die Prämien von Rückversicherern steigen und sorgen auch bei Erstversicherern wie Allianz und Axa für Aufschläge. Die Aktien von Munich Re und Hannover Rück profitieren.

Vom Branchentreffens "Rendez-Vous de Septembre" in Monte Carlo, wo man mit Erstversicherern wie Allianz und Axa die Konditionen für die Vertragserneuerung zum kommenden Jahreswechsel auslotet, kommen angesichts hoher Inflation positive Signale. Die Rückversicherung-Konzerne Munich Re und Hannover Rück rechnen wie auch die Schweizer Swiss Re mit steigenden Prämien. Zudem träfen wachsende Risiken durch den Klimawandel auf ein geschrumpftes Angebot an Rückversicherungsschutz, hieß es von der Munich Re.

"Unser Prämienvolumen wird wachsen, allein schon wegen der Inflation", sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Sonntag beim traditionellen Branchentreffen in Monte Carlo mit Blick auf die Vertragsabschlüsse für 2023. Zudem träfen wachsende Risiken durch den Klimawandel auf ein geschrumpftes Angebot an Rückversicherungsschutz. Auch dies spricht für höhere Prämien.

Kfz- und Immobilien-Versicherungen werden teurer

Auch der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück kündigt Preiserhöhungen an. Die Kunden von Erstversicherern wie Allianz und Axa müssten ab 2023 wohl tiefer in die Tasche greifen, sagte Vorstandsmitglied Michael Pickel. Die Prämien in Deutschland müssten in der Kfz-Versicherung und der privaten Wohngebäudeversicherung deutlich steigen, um die teureren Schäden zu decken. Als Grund nannte Pickel gestiegene Kosten für Autoersatzteile und -reparaturen. Allein hier lägen die Preissteigerungen bei etwa zehn Prozent.

Bei Immobilien seien Baukosten und Werte um etwa 15 Prozent nach oben gesprungen. Dazu will die Hannover Rück Aufschläge für gestiegene Risiken – etwa infolge zunehmender Naturkatastrophen infolge des Klimawandels.

Flutkatastrophe von Juli 2021 wirkt sich aus

Unterdessen geht die Hannover Rück in Europa von steigenden Preisen für die Absicherung gegen Naturkatastrophen-Risiken aus – gerade auch nach der verheerenden Flutkatastrophe vom Juli 2021 und den Winterstürmen vom Februar 2022. Damit werde das Naturkatastrophengeschäft auch für die Hannover Rück interessanter, sagte Vorstandsmitglied Silke Sehm.

Die Swiss Re erwartet wie Munich Re und Hannover Rück eine wachsende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz. Das Unternehmen will in diesem Zuge auch sein Naturkatastrophen-Geschäft ausbauen, wie es am Montag-Morgen mitteilte.

Ukraine-Krieg wirkt sich aus

Hinzu kommen Versicherungsschäden infolge von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine. Diese dürften nach Einschätzung der Swiss Re und der Ratingagentur Fitch bei etwa 10 Milliarden US-Dollar liegen. Dies entspreche etwa einer mittelgroßen Naturkatastrophe, sagte Fitch-Analyst Harish Gohill. Direkte Kriegsrisiken sind in der Regel nicht versichert.

Die tatsächliche Summe hängt vor allem von Gerichtsurteilen zu mehreren hundert Flugzeugen ab, die ausländische Flugzeug-Finanzierer an russische Airlines verleast hatten – und nicht mehr zurückbekommen. Fitch hatte den allein dadurch drohenden Schaden im März auf bis zu 10 Milliarden Dollar geschätzt. In der jüngsten Gesamtschätzung sei davon etwa die Hälfte enthalten, sagte Gohill.

Preissteigerungen durchsetzbar

Die Ratingagentur Moody's erwartet, dass sich die Anbieter mit den Prämiensteigerungen diesmal durchsetzen. "Erstversicherer akzeptieren vermehrt, dass sie für Rückversicherungsschutz mehr bezahlen müssen", sagte Moody's-Analystin Helena Kingsley-Tomkins in Monte Carlo der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Vor einem Jahr habe nur einer von 40 Erstversicherern angegeben, dass er mit einem Preisanstieg in der Schaden-Rückversicherung rechne, sagte ihr Kollege Marc Pinto. "Diesmal erwarten 40 Prozent der Befragten sogar eine Erhöhung um mehr als 7,5 Prozent."

Die Aktien von Munich Re zogen am Montag um 3,7 Prozent auf 265,30 Euro an. Hannover-Rück-Papiere gewannen 2,9 Prozent auf 162,65 Euro. Allianz-Aktien zogen im DAX sogar um 4,5 Prozent auf 176,92 Euro an.

Munich Re (WKN: 843002)

Die Experten der Investmentbank Exane BNP Paribas trauen Munich-Re-Papieren mit ihrem leicht gesenkten Kursziel von 300 Euro immer noch einen Ausbruch auf das Niveau von Sommer 2001 zu. Das nächste Anlaufziel ist das Zwischenhoch vom Februar 2020 bei rund 284 Euro. Das Bankhaus Metzler hat die Einstufung für Munich Re auf "Buy" mit einem Kursziel von 295 Euro belassen.

Allianz (WKN: 840400)

Die Schweizer Großbank UBS wiederum hat die Einstufung für Allianz SE auf "Buy" mit einem Kursziel von 241 Euro belassen. Analyst Will Hardcastle nahm in der vergangenen Woche einen Ausblick von Fitch zum Versicherungssektor zum Anlass für eine eigene Analyse.

Die Papiere der Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück sollten ihren Aufschwung nach Monaten der Bodenbildung fortsetzen. Allianz-Aktien haben diese Bodenbildungsphase noch vor sich. Sie haben gerade mit der Überwindung der 50-Tage-Linie ein neues Kaufsignal gegeben und dürften ihren Käufern längerfristig wieder Freude machen. Zumal die Versicherer-Aktien wie Bank-Werte auch zu den Profiteuren von Zinserhöhungen zählen.

(Mit Material von dpa-AFX)

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Allianz, Munich Re.

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