Dank guter Zahlen für das zweite Quartal kann die Aktie von RTL am Mittwochvormittag einen Teil der heftigen Vortagesverluste ausgleichen. Auch beim Ausblick für den Rest des Jahres sind böse Überraschungen ausgeblieben.
Dass RTL den Umsatz im zweiten Quartal um 8,8 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro – und somit stärker als von Analysten erwartet – steigern konnte, hat der Medienkonzern vor allem der Produktionstochter FremantleMedia zu verdanken. Der Verkauf der TV-Serie „American Gods“ an den Streaming-Dienst Amazon Prime Video ließ den Spartenumsatz um 34,5 Prozent auf 374 Millionen Euro nach oben schnellen. Auch die starke Performance der Mediengruppe RTL Deutschland und der digitalen Aktivitäten hat nach Unternehmensangaben zum Umsatzplus beigetragen.
Beim operativen Ergebnis (EBITDA) steht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Rückgang um 7,4 Prozent auf 362 Millionen Euro zu Buche. Grund dafür ist ein negativer Sondereffekt bei der französischen Groupe M6. Bereinigt um diese Einmalbelastung läge der EBITDA-Anstieg bei vier Prozent. Auch der Nettogewinn fällt mit 183 Millionen Euro folglich etwas schwächer aus als im Vorjahr (203 Millionen Euro).
Für den Rest des Jahres hat der RTL-Vorstand die Prognose bestätigt. Demnach soll der Umsatz 2017 moderat um 2,5 bis 5,0 Prozent steigen und das operative Ergebnis weitgehend stabil bleiben.
Aufrüstung bei Werbetechnologie
Obwohl RTL die anhaltende Schwäche des TV-Werbemarkts dank der „Total-Video-Strategie“ besser wegzustecken scheint als Konkurrent ProSiebenSat.1, fanden die RTL-Chefs Bert Habets und Guillaume de Posch warnende Worte: Die schwierige Entwicklung der TV-Werbemärkte sei „ein deutliches Signal, dass wir die Umsetzung unserer Strategie sogar noch beschleunigen müssen.“
Als Schritt in diese Richtung meldete der Medienkonzern die Komplettübernahme des Video-Werbevermarkters SpotX. Über die Plattform werden Online-Werbeflächen in Echtzeit vermarktet.
Man habe sich mit den Minderheitsaktionären von SpotX darauf geeinigt, die verbleibenden 36,4 Prozent der Anteile für insgesamt 145 Millionen US-Dollar (123 Millionen Euro) zu kaufen. Der Deal soll im Oktober abgeschlossen sein. Darüber hinaus seien weitere Investitionen im Bereich Ad-Tech geplant.
Aktie nach Kursrutsch auf der Watchlist
Nachdem die RTL-Aktie im Sog von ProSiebenSat.1am Dienstag in der Spitze um neun Prozent eingebrochen ist, kann sie dank der Q2-Zahlen am Mittwoch einen Teil der Verluste aufholen. Für eine deutliche Verbesserung der charttechnischen Verfassung reicht dies aber nicht.
Nachdem der Kurs zwischenzeitlich unter den Stoppkurs bei 61 Euro gefallen ist und die Aktie in den letzten zwölf Monaten um rund 18 Prozent nachgegeben hat, hatte DER AKTIONÄR am Vortag die Notbremse gezogen. Vor dem Wiedereinstieg sollten Anleger eine Bodenbildung abwarten.