Die Aktie des Energieriesen Royal Dutch Shell hat im gestern an der Londoner Börse ein neues Allzeithoch markiert. Dies ist eine bemerkenswert starke Leistung – vor allem wenn man bedenkt, dass der Rohstoff, mit dem Shell den Großteil der Gewinne einfährt, immer noch 50 (!) Prozent unter dem Rekordhoch notiert.
Denn während Shell etwa noch im Sommer 2008 für einen Barrel bis zu 147 Dollar erzielen konnte, sind es derzeit knapp 73 Dollar (bei WTI-Öl sogar nur knapp 68 Dollar). Doch Shell ist – wie natürlich auch viele andere Branchenvertreter wie etwa BP, Total oder OMV – in den vergangenen Jahren wesentlich profitabler geworden. Man hat die Kostenbasis erheblich verringert und konzentriert sich nun noch stärker auf effizientere Vorkommen. Zudem spielen die nicht direkt vom Ölpreis abhängigen Bereiche wie das Raffinerie- und Tankstellengeschäft eine immer wichtigere Rolle im Ertragsmix des Unternehmens.
Es muss allmählich wieder mehr investiert werden
Darüber hinaus muss aber auch im Hinterkopf behalten werden, dass die zuletzt sehr starken Zahlen von Shell auch damit zusammenhängen, dass der Konzern relativ wenig in die Erschließung neuer Vorkommen investiert hat. Angesichts eher niedriger Ölpreise ist es natürlich verständlich, nicht Unsummen in die Erforschung neuer Vorkommen zu stecken, die ohnehin nicht rentabel ausgebeutet werden können. Allerdings verfügt der britisch-niederländische Mischkonzern im Vergleich mit BP, Exxon, Chevron und Total aktuell über die niedrigsten Reserven.
Stand jetzt könnte Shell die aktuelle Tagesproduktion aber noch über acht Jahre hinweg aufrecht erhalten (BP hingegen fast 14 Jahre). Und das ohne in diesem Zeitraum auch nur einen einzigen weiteren Tropfen Öl zu finden – was nicht wirklich realistisch ist. Shell hat im Vergleich zu den andere großen westlichen Ölkonzernen zwar etwas Nachholbedarf, mehr aber nicht.
Aktie bleibt ein klarer Kauf
Die Aktie von Shell bleibt nach wie vor ein klarer Kauf. Die Gewinnmaschine dürfte auch in den kommenden Quartalen weiter auf Hochtouren laufen, das Chartbild ist aussichtsreich und die Bewertung mit einem 2019er-KGV von 12 und einer Dividendenrendite von fünf Prozent immer noch günstig. Anleger können weiter zugreifen (Stopp: 23,00 Euro).