Die Ölpreise sind am Dienstag vor einer Zusammenkunft großer Förderländern gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 70,08 US-Dollar. Das waren 76 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,22 Dollar auf 67,54 Dollar.
Am Dienstag beraten die Energieminister des Rohölverbunds Opec+ über ihre Förderpolitik. Es wird erwartet, dass die Politik einer schrittweisen Förderausweitung fortgesetzt wird. Konkret geht es um das Produktionsniveau ab Juli. Vor der Sitzung gab sich ein Opec-Komitee zuversichtlich für die künftige Nachfrageentwicklung.
Der Verbund sieht sich derzeit mit gegensätzlichen Entwicklungen konfrontiert. Einerseits spricht die günstigere Corona-Lage in den USA, China und weiten Teilen Europas für eine höhere Erdölnachfrage. Andererseits kämpfen viele asiatische Länder und einige südamerikanische Staaten mit neuen Corona-Wellen. Hinzu kommt die Frage, wie sich die Atomverhandlungen mit Iran entwickeln. Davon hängt ab, ob das Opec-Land weniger Sanktionen unterliegt und seine Ölexporte steigen kann.
Die Aktie von Royal Dutch Shell kann von den zuletzt gestiegenen Ölpreisen allerdings weiter nicht profitieren. Das Papier (B-Aktie) verlor am Montag 0,3 Prozent auf 1.286,20 Britische Pence. Die kanadische Bank RBC sieht dies als gute Kaufchance. Sie hat die B-Aktie von Shell auf "Outperform" mit einem Kursziel von 2.200 Pence belassen. Sie stehe zudem auf der "Global Energy Best Ideas List", schrieb Analyst Biraj Borkhataria in einer am Dienstag vorliegenden Branchenstudie. Im Bereich Erdölförderung in großen Wassertiefen, der für 30 Prozent des Fördervolumens der Briten stehe, könne Shell das größte Portfolio unter den großen Ölkonzernen vorweisen. Dessen Wert sei mit rund 25 Milliarden US-Dollar anzusetzen, bei einem angenommenen Ölpreis von 50 Dollar je Barrel. Zudem habe Shell eine starke Stellung im Flüssiggasgeschäft (LNG), das er mit gut gut 50 Milliarden Dollar beziffere, und sei bei der Vermarktung führend. Dennoch werde die Aktie mit einem deutlichen Abschlag zur Branche gehandelt.
DER AKTIONÄR bleibt für die Aktie von Royal Dutch Shell mittel- bis langfristig ebenfalls zuversichtlich gestimmt. Anleger können bei der günstig bewerteten Aktie weiterhin an Bord bleiben. Nicht zu verachten außerdem: die starke Dividendenrendite von derzeit 3,6 Prozent.
(Mit Material von dpa-AFX)