Mehr Umsatz, mehr Gewinn, höhere Margen und ein deutlich verbesserter Mittelfrist-Ausblick – das lässt Börsianer jauchzen. Der Triebwerks- und Maschinenbauer Rolls-Royce glänzt mit seinen Geschäftszahlen und ist an der Börse am Donnerstag nicht zu bremsen. Auch auf dem neuen Rekordhoch bleibt die Briten-Aktie aussichtsreich.
Der lange kriselnde Triebwerks-Hersteller Rolls-Royce (RR) hat starke Jahresszahlen vorgelegt. Der Umsatz stieg im Jahr 2024 um 15 Prozent von 16,5 Milliarden auf 18,9 Milliarden britische Pfund. Der bereinigte Umsatz stieg um 16 Prozent von 15,4 Milliarden auf 17,85 Milliarden Pfund und übertraf damit den Konsens von 17,34 Milliarden.
Der Betriebsgewinn stieg um 50 Prozent von 1,94 Milliarden auf 2,91 Milliarden Pfund, wobei sich die operative Marge deutlich von 11,8 Prozent auf 15,4 Prozent erhöhte. Der bereinigte Betriebsgewinn verbesserte sich von knapp 1,6 Milliarden auf 2,46 Milliarden Pfund und lag ebenfalls über den Erwartungen. Die Gewinne wurden vor allem gesteigert durch Kosteneinsparungen, Triebwerks-Optimierungen und verbesserte Vertragsbedingungen gesteigert.
RR wird deshalb für die Zukunft zuversichtlicher und kündigte zudem an, eine Milliarde Pfund für den Rückkauf eigener Aktien auszugeben. Und: Erstmals seit der Corona-Pandemie will Rolls-Royce auch wieder eine Dividende zahlen. Mit 6 Pence je Aktie liegt man über den 5,2 Pence, die der Marktkonsens erwartet hatte.
An der Börse kommen die Neuigkeiten am Donnerstag hervorragend an: Die Rolls-Royce-Aktie legt am Vormittag in London zeitweilig um rund 17 Prozent zu auf ein neues Allzeithoch bei 734 britischen Pence und ist damit klarer Spitzenreiter im britischen Leitindex FTSE 100.

Prognose angehoben
Rolls-Royce wird nach den deutlichen Zuwächsen auch zuversichtlicher für die kommenden Jahre. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll schon 2025 auf 2,7 bis 2,9 Milliarden Pfund (3,3 bis 3,5 Milliarden Euro) zulegen, teilte das Unternehmen in London mit. Damit dürfte Rolls-Royce seine eigentlich für 2027 gesetzten Ziele zwei Jahre früher erreichen als geplant. Für 2028 nimmt sich Konzernchef Tufan Erginbilgiç weitere Steigerungen vor. Der bereinigte operative Gewinn soll dann auf 3,6 bis 3,9 Milliarden Pfund anwachsen.

Rolls-Royce hatte stärker als andere Triebwerkshersteller unter der Corona-Krise und ihren Folgen gelitten. Das Unternehmen ist vor allem bei den Antrieben für große Langstrecken-Flugzeuge von Airbus und Boeing im Geschäft. Dieses erholte sich erst spät von der Krise.
Im Januar erhielt RR jedoch auch einen Milliarden-Auftrag vom britischen Verteidigungsministerium: In den nächsten acht Jahren liefert der Konzern die Kernreaktoren für den Ausbau der U-Boot-Flotte der Royal Navy (DER AKTIONÄR berichtete).
Analysten reagieren
Nach den starken Unternehmensnachrichten reagieren auch mehrere Analysten. Die Experten von JPMorgan sprachen von einem außergewöhnlich guten Zahlenwerk von RR. Das gelte besonders für den Ausblick. Der britische Treibwerksbauer gehe davon aus, beim Vorsteuergewinn und beim Free Cash Flow die für 2027 avisierten Ziele bereits in diesem Jahr zu erreichen. Auch die Analysten der UBS verwiesen darauf, dass die Mittelfristziele für 2028 deutlich über den Erwartungen lägen und betonten den Aktienrückkauf von einer Milliarde Pfund in diesem Jahr.
Das Analysehaus Jefferies hat bereits am Dienstag das Kursziel für Rolls-Royce von 650 auf 800 Pence angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Chloe Lemarie zog in ihrem Ausblick auf die Berichtssaison für das Kursziel des Triebwerkherstellers nun ihre Schätzungen für 2027 heran. Der Löwenanteil des Anstiegs resultiere aus höheren Ergebnisschätzungen nach Währungsanpassung und einem höheren Bewertungsmultiplikator. Insgesamt bleibt Rolls-Royce ihr Topfavorit in der Branche.
Auch DER AKTIONÄR bleibt für die Rolls-Royce-Aktie zuversichtlich. Das bereits mehrfach erhöhte Kursziel von 8,00 Euro wurde heute überschritten. Am Vormittag kostet RR im deutschen Handel 9,12 Euro. Die neue Zielmarke lautet nun 10 Euro. Die Stopp-Marke sollte auf 6,50 Euro nachgezogen werden.
Mittlerweile dürfte sehr viel Zukunftsfantasie in dem Aktienkurs enthalten sein, sodass sich der weitere Aufschwung nicht im gleichen Tempo wie in den vergangenen Monaten fortsetzen dürfte. Auch zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen könnten die Aufwärtsdynamik bremsen.
Enthält Material von dpa-AFX