Zalando meldet eine mehr als zehnfache Überzeichnung – der Sprung an die Börse gelingt eindrucksvoll. Vorbörslichen Kursen zufolge startet die Zalando-Aktie am Mittwoch über 30 Prozent höher bei knapp 30 Euro. DER AKTIONÄR hatte zur Zeichnung der Aktie geraten. Kleinaktionäre gingen dabei jedoch oft leer aus. Die Zuteilungsquote lag bei einzelnen Banken aufgrund der hohen Nachfrage bei lediglich ein Prozent. Offenbar zeigten nach erfolgreichen IPOs wie Alibaba auch zahlreiche internationale, institutionelle Anleger Interesse an den Aktien und schnellen Zeichnungsgewinnen.
DER AKTIONÄR hat Investmentpunk Gerald Hörhan – er trat bereits 2001 in Berlin als Start-up-Investor auf – gefragt, ob sich die Geschichte wiederholt.
Stehen wir erneut vor einer Übertreibung und einem Crash?
Gerald Hörhan: Es gibt wieder eine Boomphase. Doch es ist noch nicht so extrem wie 2001, als jegliche ökonomische Ratio weg war. Wenngleich auch heute die Euphorie mit Hinblick auf so manche Börsenbewertung überwiegt.
Dennoch finden Sie Internet-Investments an sich weiterhin spannend?
Ja, denn es gibt es eine massive Machtverteilung weg von der Wall Street oder klassischen Industrien hin zu Internet-/ Technologiefirmen, also in das Silicon Valley. Fast jedes Geschäft wird durch technologische Innovation oder das Internet verändert. Hier geht es um Taxis, Banken, Handel, Zeitungen etc. Dieser Trend ist in seiner Geschwindigkeit relativ neu, weil erst seit zwei bis drei Jahren Smartphones und schnelle Internetverbindungen überall verfügbar sind.
(siehe auch neues DAF-Video: "Zalando ist nicht Facebook")
Wie schätzen Sie E-Commerce ein?
Es kann sein, dass auch E-Commerce-Firmen einmal Geld verdienen. Sie müssen aber das Thema Rücknahmen lösen und unabhängiger vom Marketing werden. Es ist eine Frage des Managements.
Apropos. Können die Samwer-Brüder die hohen Erwartungen erfüllen?
Es ist nicht wie oft dargestellt die Story vom Tellerwäscher zum Millionär – auch der Papa war schon wohlhabend. Die Samwers haben aber etwas aufgebaut. Respekt. Etablierte Firmen zu kopieren kann ein gutes Geschäftsmodell sein, da man Anfängerfehler vermeidet. Darin sind sie sehr gut.
Vielen Dank für das Gespräch!
Vorsicht Rocket Internet!
Auch die Aktien von Rocket Internet finden erwartungsgemäß Abnehmer. Der Aufschlag auf dem Ausgabepreise am oberen Ende der Spanne liegt derzeit bei über 50 Prozent. Zeichnungsgewinne scheinen auch hier wahrscheinlich. Anleger sollten vor einem Investment in Rocket-Aktien jedoch die Hintergründe dazu im Artikel „Das Spiel der Internet-Jongleure“ lesen.