Hohe Verluste, starkes Wachstum – die heute vorgelegten Zahlen von Rocket Internet bieten wenig Überraschendes. Im Fokus stehen weiterhin die sogenannten „proven winners“. Die elf großen Internet-Startups hatten 2013 bei einem Umsatz von 757 Millionen Euro einen gewaltigen Verlust in Höhe von 442 Millionen Euro eingefahren. Im ersten Halbjahr 2014 lag das Wachstum der Firmen nun im Schnitt bei 104 Prozent. Immerhin: Die EBITDA-Marge könnte um 12 Prozentpunkte verbessert werden.
Der zuletzt bei 2,6 Milliarden Euro gelegene Wert (LPV) seiner Firmen wurde seit dem Börsengang um 74 Millionen Euro gesteigert. Trotz einer – täglich schwindenden – Cash-Position in Höhe von geschätzten zwei Milliarden Euro klafft eine deutliche Lücke zum aktuellen Börsenwert der Rocket-Aktie in Höhe von über sieben Milliarden Euro.
Oliver Samwer, Gründer und Chief Executive Officer bleibt optimistisch: " Unser Netzwerk von Unternehmen ist einzigartig positioniert, um vom Wachstum des Internethandels in den Schwellenländern zu profitieren. Es ist unser Ziel, auch in 2015 wieder mindestens zehn neue Startups auf den Weg zu bringen.“
Einer der „proven winners“ ist die russische E-Commerce-Seite Lamoda. Der Umsatz wurde verdoppelt, die EBITDA-Marge liegt jedoch noch bei Minus 33 Prozent. Die indische Jabong, angeblich soll Amazon Interesse daran haben, steigerte den Umsatz um 187 Prozent. Aufgrund des Wettbewerbsdrucks ist die Bruttomarge auf minus 17 Prozent zurückgegangen. Die EBITDA-Marge beträgt trotz Verbesserung noch minus 48 Prozent.
Neue „Rakete“
Neu in die Riege der elf Aushängeschilder wurde Foodpanda aufgenommen. Auf dem ersten Blick eine spannende Story: Der Restaurant-Lieferservice hat eine rasche Expansion in 29 Länder wie Indien, Russland und Südostasien vollzogen. Das Wachstum: Beeindruckende 429 Prozent. Betrachtet man sich die absoluten Zahlen, schwindet die Euphorie jedoch schnell: Bei einem Bruttotransaktionsvolumen im ersten Halbjahr von noch bescheidenen neun Millionen Euro beträgt der EBITDA-Verlust elf Millionen Euro.
Finger weg!
DER AKTIONÄR rät weiterhin zur Zurückhaltung. In der Aktie stecken sehr viel Vorschusslorbeeren. Zudem ist – auch weltweit – der Wettbewerbsdruck für E-Commerce-Firmen vergleichsweise hoch.