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Rocket Internet IPO: Das Spiel der Internet-Jongleure

Rocket Internet IPO: Das Spiel der Internet-Jongleure
Foto: Börsenmedien AG
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Florian Söllner 01.10.2014 Florian Söllner

Der Trick beim Jonglieren mit Feuerbällen? Die Kugeln immer in Bewegung halten. „Fehlen das richtige Timing oder der Schwung beim Hochwerfen, verbrennt man sich die Finger“, so Profi-Jongleur und Comedian Christoph Rummel.

Alle Hände voll zu tun haben derzeit auch die Samwer-Brüder. Kurz nach dem Börsengang von Zalando am 1. Oktober will Rocket Internet ebenfalls aufs Parkett und wird noch ein Stück höher nach oben schießen – und voraussichtlich einen Börsenwert von über sechs Milliarden Euro erreichen. Finanzinstitute wie JPMorgan und Credit Suisse haben sich schon vorab dazu bereit erklärt, Aktien im Wert von 583 Millionen Euro zu zeichnen. Der Handelsstart wurde jetzt aufgrund der hohen Nachfrage auf den 2. Oktober vorgezogen.

"Hochdefizitär"

Dennoch. Alle Bälle im Spiel und oben halten – das wird auf lange Sicht eine Herausforderung für die Manager von Rocket Internet. Die Aktie der Beteiligungsgesellschaft steht und fällt mit den einzelnen Beteiligungen an heißen Internetfirmen. Und die Gefahr, dass einige davon früher oder später auf den Boden der harten Tatsachen aufschlagen, ist hoch. Der Cashverbrauch ist teils immens. „Fast alle unsere Firmen haben eine geringe operative Historie, sind hochdefizitär, weisen negative operative Cashflows aus, haben signifikante Kosten und könnten nie profitabel werden oder Cash generieren“, so Rocket Internet im obligatorischen Risikohinweis im Prospekt.

Lendico: 120 Millionen Euro?

Rocket Internet setzt primär auf E-Commerce. Doch im Portfolio tauchen auch andere Geschäftsmodelle auf. Crowdlending etwa ist ein lukratives Business – wenn man denn die kritische Masse an Kunden erreicht und einen funktionierenden Marktplatz für die Vermittlung von Privatkrediten schaffen kann.

Deutsche-Bank-Konkurrent

Die 2013 gegründete Lendico ist mit dem Ziel gestartet, der Deutschen Bank Kreditvolumen abzunehmen. Doch nach dem aktionär vorliegenden Schätzungen eines Konkurrenten krebst Lendico noch am Boden herum – von einem Höhenflug keine Spur. So sollen im ersten Halbjahr 2014 in Deutschland (das Auslandsgeschäft ist marginal) gerade einmal Kredite im Volumen von einer Million Euro vermittelt worden sein. Marktführer Auxmoney bringt es auf 24 Millionen Euro.

 

Wahrheit liegt in der Mitte

Es ist normal, dass das blutjunge Start-up Lendico keine großen Umsätze erzielt. Doch ungewöhnlich – einem Branchenkenner zufolge absurd – ist die Bewertung der Firma. Laut Wertpapierprospekt wird deren Gesamtwert mit 120 Millionen Euro angesetzt. Das wäre das 60-Fache des geschätzten Kreditvolumens für 2014. Zum Vergleich: Google hatte sich am US-Marktführer Lending Club zu einer Bewertung des rund Einfachen des Kreditvolumens beteiligt. Demnach für Lendico nur 2,0 Millionen Euro (übrigens der Wert des von Rocket Internet laut Prospekt investierten Volumens in Lendico) Bewertung aufzurufen, griffe aufgrund der Hoffnung auf künftig schnelleres Wachstum sicherlich auch zu kurz. Die Wahrheit liegt aber wohl in der Mitte – und nicht bei 67 Millionen für den 55,5-prozentigen Anteil von Rocket Internet.

Sehr viel Vorschusslorbeeren

Lendico ist nur ein Beispiel dafür, wie viel Optimismus in den meisten Beteiligungen steckt. Grundlage dafür ist meist die bei der letzten Finanzierungsrunde gezahlte Bewertung (Last Portfolio Value) eines Anteils, welcher im Zweifel prozentual gering sein kann, dafür aber direkte Auswirkungen auf die Gesamtbewertung hat.

Trotz guter Ansätze bei Rocket: Die Bewertung der Töchter – und auch die der Aktie – ist viel zu ambitioniert…

Den kompletten, ungekürzten Artikel lesen Sie in der AKTIONÄR-Ausgabe 41/2014.

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