Rocket Internet hat für die ersten neun Monaten des Jahres einen Gewinn von 296,3 Millionen Euro ausgewiesen – nach rund 45 Millionen Euro Verlust im Vorjahreszeitraum. Auch die wichtigsten Beteiligungen der Start-up-Schmiede sind zuletzt weiter gewachsen, bis zum Break-even müssen sich die Anleger aber noch gedulden.
Zu verdanken hat Rocket den satten Gewinn vor allem den Börsengängen von Beteiligungen in den vergangenen Monaten. Alleine das Westwing-IPO hat dem Start-up-Investor nach Daten von Bloomberg 122 Millionen Euro in die Kasse gespült. Das operative Ergebnis (EBITDA) landete bei 99,1 Millionen Euro, nach 70 Millionen Euro Verlust in den ersten neun Monaten 2017. Der Konzernumsatz ist im selben Zeitraum um rund 17 Prozent auf 32,4 Millionen Euro gestiegen.
Zwar hat das Unternehmen keine Q3-Zahlen veröffentlicht, der direkte Vergleich mit dem Halbjahresbericht vom 20. September zeigt jedoch, dass sich die Entwicklung im dritten Quartal verlangsamt hat. Der Periodengewinn ist seitdem sogar um 0,3 Millionen Euro gesunken.
Auch der Cash-Bestand ist im Vergleich zum Vorquartal leicht zurückgegangen, mit nun zwei Milliarden Euro Netto-Cash ist Rocket Internet aber nach wie vor stark kapitalisiert. Hinzu kommt der Wert der inzwischen börsennotierten Beteiligungen, der nach Unternehmensangaben zum Stichtag 31. Oktober bei rund 1,8 Milliarden Euro lag. Netto-Cash plus Beteiligungen liegen somit über dem aktuellen Börsenwert von rund 3,6 Milliarden Euro.
Wachstum, aber weiter rote Zahlen
Die wichtigsten Beteiligungen, für die Rocket ebenfalls Finanzzahlen veröffentlicht, haben zwischen Januar und September Wachstum beim Umsatz und überwiegend auch Margenverbesserungen verzeichnet. Beim Online-Modehändler Global Fashion Group (GFG), die als nächster Börsenkandidat aus dem Rocket-Kosmos gehandelt wird, sind die Erlöse um 18,7 Prozent auf 799 Millionen Euro gestiegen. Die EBITDA-Marge hat sich von -10,0 Prozent im Vorjahreszeitraum auf -7,6 Prozent verbessert.
Rocket-Chef Oliver Samwer lobte die Entwicklung der Unternehmen. „Sie haben in vielen Regionen der Welt führende Unternehmen aufgebaut, die weiterhin wachsen und auf dem Weg zur Profitablität sind, was sie für die Kapitalmärkte attraktiv macht.“
Zu Gerüchten über den Börsengang von GFG sowie zu möglichen Neugründungen oder größeren Investment hat sich Rocket bislang nicht geäußert – könnte dies aber beim heutigen Kapitalmarkttag in London aber noch nachholen.
Kein Rückenwind für die Aktie
Die Rocket-Aktie ist daraufhin zum Handelsstart zunächst um über drei Prozent nach oben gesprungen, hat die Gewinne anschließend aber vollständig wieder abgegeben. Die Fortsetzung der Erholung aus den Sommermonaten lässt damit weiter auf sich warten. Erst in der Vorwoche wurde die Comeback-Spekulation des AKTIONÄR ausgestoppt – ein unmittelbarer Wiedereinstieg drängt sich trotz scheinbar günstiger Bewertung nicht auf.