Der Börsengang von Robinhood war einer, der Anleger weltweit in Atem hielt. So heiß erwartet, so umstritten war und ist der Neo-Broker auch. Seit den massiven Kurszuwächsen im Sommer ist die Aktie deutlich zurückgekommen und es stellt sich die Frage, ob die Papiere auf dem aktuellen Niveau kaufenswert sind.
Am Freitag ging die Robinhood-Aktie elf Prozent leichter bei 21,55 Dollar aus dem Handel. Damit notiert sie 45 Prozent unter dem Ausgabepreis zum Börsengang und nur mehr bei einem Viertel des ehemaligen Allzeithochs von 85 Dollar. Zuletzt drückten Verkäufe im Rahmen der ausgelaufenen Lock-up-Periode auf den Kurs.
Doch für den Absturz gibt es weitere Gründe. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer fiel vom zweiten auf das dritte Quartal um elf Prozent auf 18,9 Millionen. Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer ging von 112 auf 65 Dollar zurück.
Zwar stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 35 Prozent auf 365 Millionen Dollar, die Analysten-Schätzungen wurden aber um fast 73 Millionen verfehlt. Zudem entspricht die Umsatzprognose für das Gesamtjahr von „weniger als 1,8 Milliarden Dollar“ einem maximalen Wachstum von 85 Prozent. Die Wall Street hatte mit 111 Prozent gerechnet.
Insbesondere das eingebrochene Handelsvolumen mit Kryptowährungen schlug sich in den Umsätzen des Unternehmens nieder. Im Q3 ging ihr Anteil am Gesamtumsatz von 41 auf 14 Prozent zurück.
Darüber hinaus gelten einige Kritikpunkte aus der Zeit des IPO noch immer. So ist Robinhood weiter auf das Payment for Order Flow-(PFOF) Modell angewiesen, um provisionsfreies Trading zu ermöglichen. Die Praxis ist in Kanada, Großbritannien und Australien bereits verboten. Und auch in der EU und den USA wird eine PFOF-Verbot geprüft.
Angesichts des sich abschwächenden Wachstums, der gekappten Prognose und der nach wie vor bestehenden Risiken sind die aktuellen Kurse keine Einstiegskurse. DER AKTIONÄR rät weiterhin dazu, einen Bogen um die Aktie des Neo-Brokers zu machen.