Es gab eine Zeit, in der der Börsenwert von Rivian die der Detroiter Autohersteller Ford Motor und General Motors in den Schatten stellte. Jetzt ist der Hersteller von Elektro-Vans (Großkunde Amazon), E-Pick-ups und E–SUVs auf dem Boden der Tatsachen angekommen.
Der Marktwert beträgt nur noch 17 Milliarden Dollar. Damit ist von den einst weit über 100 Milliarden Dollar im E-Mobility-Hype kurz nach dem Börsengang von Rivian nicht mehr viel übrig. Und dennoch ist die Aktie einen Blick wert.
Die Vorschusslorbeeren sind längst aufgebraucht. Jetzt muss das Start-up mit seinem ehrgeizigen und schillerndem Manager Robert Scaringe liefern.
Zuletzt kam die Aufwärtsbewegung der Aktie jedoch zum Stillstand. Grund war die überraschende Ankündigung der Ausgabe einer Wandelanleihe in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar.Problem: Die Wandelschuldverschreibung mit Laufzeit bis 2030 zu einem Zinssatz von 3,65 Prozent „führt zu einer Verwässerung, was bei Anlegern grundsätzlich nicht gut ankommt“ sagt Jerry Braakman, Chief Investment Officer bei First American Trust.
Zusätzliches Problem war der Zeitpunkt der Ankündigung der Wandelanleihe von Rivian. „Diese kam viel früher als wir erwartet hatten", so Chris McNally, Analyst bei Evercore.
Dennoch konnte sich die Aktie in den letzten Tagen wieder vom Abgabedruck erholen.
Denn nicht alle Experten sehen die jüngste Kapitalbeschaffung negativ. Die UBS hat die Aktie des Elektroauto-Start-ups von Neutral auf Buy mit dem Hinweis auf eine verbesserte Aufstellung nach der jüngsten Kapitalmaßnahme hochgestuft. Der Markt sollte sich jetzt wieder auf die Verbesserung der Fundamentaldaten konzentrieren. Zudem bestehe eine geringere Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Kapitalerhöhung im nächsten Jahr. Die nächste Kapitalbeschaffung sollte erst 2025 erfolgen. Das Kursziel lautet 24 Dollar.
Auch Analyst McNally von Evercore ISI stufte die Rivian-Aktie zuletzt auf "outperform" hoch. Er hob sein Kursziel um 5 Dollar auf 35 Dollar an. Rivian Automotive könnte die "nächste Tesla" sein, so der Experte.
Wichtig werden am die Geschäftszahlen von Rivian, die die Firma am 7.November vorlegen wird. Es bleiben folgende Fragen bis dahin offen: wie fällt die Nachfrage nach den Picks-ups aus, wie steht es um den Produktionsumfang und die Kosten pro Einheit?
Kann Rivian weiter liefern, sprich die Produktion hochfahren, hat die Aktie auf Sicht das Potenzial, 50 Prozent und mehr zu machen. Wer investiert ist, bleibt dabei. Die Bewertung ist nach wie vor sportlich. Ein KUV von knapp 2,4 für 2024 ist allerdings vertretbar.