Die Verabschiedung des deutschen Finanzpakets und die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben haben den Rüstungsaktien hierzulande am Dienstag neue Rekordhochs beschert. Doch am Mittwoch stellt sich bei Rheinmetall, Hensoldt und Renk ein klassisches „Sell on good news“ ein – die Aktien mussten teils deutliche Verluste hinnehmen.
Seit Jahresbeginn haben sich die Aktien mehr als verdoppelt, da sind erste Gewinnmitnahmen keine Überraschung. Auch wenn milliardenschwere Investitionen winken, ist eine Beruhigung überfällig. Bereits in den vergangenen Jahren hatten saisonale Muster gezeigt, dass die Sommermonate bei Rheinmetall und Co eher schwach ausfallen. Es ist durchaus denkbar, dass nach den jüngsten Rekorden nun auch mal eine ausgedehnte Konsolidierung folgt.
Das ändert aber nichts daran, dass die Rüstungsbranche auch nach der Mega-Rally attraktiv bleibt. Rheinmetall hat im abgelaufenen Jahr zehn Milliarden Euro Umsatz gemacht und sieht selbst das Potenzial, künftig Jahr für Jahr Aufträge in Europa in einem dreistelligen Milliarden-Euro-Volumen an Land zu ziehen. Zudem winken dank der starken Preissetzungsmacht auch künftig steigende Margen. Das wird sich nach und nach in noch höheren Kursen widerspiegeln – und im Sog des Blue Chips sollten auch Zulieferer wie Renk und Nebenwerte wie Hensoldt gefragt bleiben.
Beeindruckend sind die Aussagen von Marie-Ange Riggio. Die Morgan-Stanley-Analystin hat ihr Ziel am Mittwoch von 1.300 auf 2.300 Euro angehoben und hält mittelfristig eine weitere Kursverdopplung für möglich. Ein Kurs von 3.000 Euro sei bis 2030 ihrer Meinung nach plausibel. Entscheidend sei, dass die Anlagestory langfristig attraktiv und deutlich weniger zyklisch als von vielen gedacht sei.
Gewinnmitnahmen sollten bei Anlegern in der Rüstungsbranche keine Überraschung hervorrufen. Nach Wochen der Kursgewinne sind diese überfällig. An der Anlagestory hat sich nichts geändert. Rheinmetall, Renk und Hensoldt bleiben attraktiv, der Branchenprimus Rheinmetall ist dabei nach wie vor der langfristige Favorit des AKTIONÄR.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Rheinmetall.