Gute Geschäfte in der Rüstungssparte haben Rheinmetall 2019 die schwache Nachfrage nach Auto-Teilen verschmerzen lassen. Nachdem das Management seine Jahresprognose im November gekappt hatte, schnitt Rheinmetall nun besser ab als von Analysten erwartet. Umsatz und Gewinn legten konzernweit zu, und die Auftragsbücher der Sparte rund um Panzer, Militärlastwagen und Flugabwehrsysteme sind prall gefüllt. "Der Auftragsbestand im Konzern übertrifft erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Schwelle", teilte Rheinmetall am Montag in Düsseldorf mit.
Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten mit Erleichterung aufgenommen. Nachdem die Rheinmetall-Aktie seit dem Jahresstart fast ein Fünftel verloren hatte, legte ihr Kurs kurz nach Handelsbeginn um gut sechs Prozent zu. Zuletzt notierte die Aktie von Rheinmetall im Xetra-Handel noch 1,6 Prozent im Plus bei 83,64 Euro.
"Rheinmetall hat erneut ein Rekordjahr hingelegt", sagte Vorstandschef Armin Papperger. Das Unternehmen profitiere im Geschäft mit Wehrtechnik von einem "Super-Zyklus". In der Autosparte will er die Modernisierung der Antriebstechniken weiter vorantreiben.
Was die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus für die Nachfrage und das Unternehmen bedeuten könnte, dürfte der Vorstand erst bei der Vorlage des Geschäftsberichts am 18. März einschätzen. Dann solle es einen Ausblick auf das Jahr 2020 geben, heißt es in der Mitteilung. Gerade das zuletzt gebeutelte Geschäft mit Autoteilen könnte weiter unter Druck geraten.
Bei Rheinmetall ging der Umsatz der Auto-Zuliefersparte 2019 nach vorläufigen Zahlen um knapp sieben Prozent auf gut 2,7 Milliarden Euro zurück, der bereinigte operative Gewinn brach um rund 30 Prozent auf 184 Millionen Euro ein. Das Unternehmen nannte vor allem Produktionsrückgänge von Autoherstellern in China als Grund. Die weltweite Autoproduktion sei 2019 um 5,8 Prozent gesunken.
Bei Rheinmetall blieb in der Folge von jedem Umsatz-Euro ein geringerer Anteil als operativer Gewinn hängen. Die entsprechende Marge sank im Jahresvergleich von 8,9 auf 6,7 Prozent, fiel damit aber immer noch etwas höher aus als vom Vorstand im Herbst befürchtet.
Unterdessen machten kräftige Zuwächse in Rheinmetalls Rüstungsbereich die Schwäche der Autosparte mehr als wett. Im Rüstungsgeschäft legte der Umsatz um gut neun Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Der bereinigte operative Gewinn stieg um 35 Prozent auf 343 Millionen Euro. Der Auftragsbestand sprang um 21 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro nach oben und erreichte damit einen Rekordwert.
Insgesamt steigerte Rheinmetall seine Erlöse im vergangenen Jahr um knapp zwei Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn stieg um rund drei Prozent auf einen neuen Höchstwert von 505 Millionen Euro. Nach Steuern und vor Minderheitsanteilen Dritter blieb der Überschuss mit 354 Millionen Euro stabil auf Vorjahreshöhe. Für die Anteilseigner blieben mit 7,77 Euro je Aktie gut neun Prozent mehr übrig als im Vorjahr.
Die Aktie von Rheinmetall bleibt auch trotz der Probleme bei Automotive langfristig hochinteressant. Die Rüstungssparte boomt weiter und dürfte sich auch künftig über volle Auftragsbücher und steigende Margen freuen. Aus charttechnischer Sicht wäre es nun allerdings zunächst wichtig, wieder nachhaltig die Marke von 90 Euro zu überwinden.
(Mit Material von dpa-AFX)