Steuerfahnder und Zollbeamte durchsuchen auch am Donnerstag die Zentrale von Adidas. Der Verdacht: Unregelmäßigkeiten bei der Einfuhr von Waren nach Deutschland. Droht dem DAX-Konzern eine teure Strafe? Adidas beschwichtigt und verweist auf Kooperation mit den Behörden. Das bedeutet die Situation für Anleger.
Seit Dienstag laufen Durchsuchungen in der Adidas-Zentrale in Herzogenaurach sowie an weiteren Standorten wie dem Werk in Scheinfeld und einem Logistikzentrum in Rieste. Laut Angaben der Europäischen Strafverfolgungsbehörde (EPPO) geht es um den Verdacht, dass der Sportartikelhersteller bei der Einfuhr von Produkten Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer hinterzogen haben könnte.
Die Ermittlungen umfassen den Zeitraum von Oktober 2019 bis August 2024. Im Fokus stehen angebliche Unregelmäßigkeiten beim Import aus Drittstaaten, insbesondere Asien, wo Adidas den Großteil seiner Produkte herstellen lässt. Auch das Zollfahndungsamt München ist involviert. Adidas erklärte, man kooperiere vollständig mit den Behörden und stelle alle relevanten Unterlagen zur Verfügung. Zudem betonte das Unternehmen, dass es sich um einen lange bekannten Sachverhalt handle, über den man seit Jahren im Austausch mit den Zollbehörden stehe.
Trotz der Schwere des Vorwurfs versucht Adidas, die Situation zu beruhigen: „Signifikante finanzielle Auswirkungen“ seien nicht zu erwarten.
An der Börse zeigte sich die Adidas-Aktie unbeeindruckt. Nach Bekanntwerden der Razzia verlor das Papier nur minimal an Wert. Anleger scheinen darauf zu vertrauen, dass die Ermittlungen keine gravierenden finanziellen Folgen nach sich ziehen werden – zumal Adidas mögliche Risiken bereits in der Vergangenheit thematisiert hat. Am Donnerstag notiert die Aktie vorbörslich nahezu unverändert zum Vortagsschlusskurs bei 241,50 Euro.
Auch Analysten sehen keinen Anlass zur Panik. Die Schweizer Großbank UBS bestätigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 280 Euro. In einer aktuellen Studie betonte Analystin Zuzanna Pusz, dass die Ermittlungen nicht überraschend kämen, da Adidas diese potenziellen Risiken bereits im Geschäftsbericht 2022 aufgeführt habe. Langfristig bleibe der Konzern attraktiv, zudem hätten die Untersuchungen keinen Einfluss auf die fundamentale Bewertung des Unternehmens.
Die Razzia bei Adidas sorgt weiterhin für Schlagzeilen, doch sowohl das Unternehmen als auch der Kapitalmarkt reagieren gelassen. Während die Ermittlungen weiterlaufen, scheint Adidas dank rechtzeitiger Risikovorsorge und Kooperation mit den Behörden größeren Schaden abzuwenden. Kurzum: Keine Panik. AKTIONÄR-Leser lassen ihre Gewinne in Höhe von 46 Prozent seit der Empfehlung in Ausgabe 20/23 am 10. Mai 2023 laufen. Das Kursziel des AKTIONÄR liegt bei 280 Euro.