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07.03.2023 ‧ Max Gross

Quartalszahlenrakete The Trade Desk: Jetzt auf die Startrampe begeben?

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Trade Desk Inc

Die Kursreaktion der Aktie des wachstumsstarken Adtech-Unternehmens The Trade Desk gehörte mit einem Plus von 32,8 Prozent zu den Highlights der laufenden US-Quartalssaison - und war nicht die erste ihrer Art: Die Aktie ist bekannt für irre Berg- und Talfahrten. Das Team von 800% EXTREM untersucht die Chancen auf einen weiteren explosiven Kursanstieg und wägt ab, ob sich Anlegerinnen und Anleger schon jetzt auf die Rampe für den nächsten Raketenstart begeben oder lieber abwarten sollten.

Auf Quartalszahlen zu wetten ist ein riskantes Spiel mit ungewissem Ausgang. Oft scheint die Kursreaktion völlig unabhängig vom vorgelegten Zahlenwerk. So werden scheinbar gute Ergebnisse verkauft, schlechte Zahlen aber gekauft und führen so selbst die gründlichste Vorbereitung in die Irre, denn wer recht behalten hat, kann am Ende doch leer ausgegangen sein. Mit Investieren hat das Wetten auf Unternehmensberichte daher nur wenig zu tun.

Einige Aktien, so wie diejenige von The Trade Desk, allerdings weisen statistische Anomalien auf, die sich Anlegerinnen und Anleger zunutze machen können, ohne dabei auf die Zahlen selbst wetten zu müssen. Hinter der schwankungsfreudigen Aktie steckt nämlich eine überaus spannende und trotz des für Werbeunternehmen schwierigen Umfelds intakte Wachstumsstory. Zuerst aber der Blick auf die letzten zehn Quartalsberichte und die anschließenden Kursveränderungen:

Quartalsbericht Überraschung (EPS) Kursveränderung
15.02.2023 / Q4 2022 +31 % +32,8 %
09.11.2022 / Q3 2022 +14 % -8,0 %
09.08.2022 / Q2 2022 +25 % +36,2 %
10.05.2022 / Q1 2022 +33 % -0,9 %
16.02.2022 / Q4 2021 +50 % +0,5 %
08.11.2021 / Q3 2021 +35 % +29,5 %
09.08.2021 / Q2 2021 +41 % -3,2 %
10.05.2021 / Q1 2021 +68 % -26,0 %
18.02.2021 / Q4 2020 +100 % +6,7 %
05.11.2020 / Q3 2020 +176 % +26,6 %
seit Börsengang 2015 +136 % +15,9 %

Fünfmal bewegte sich die Aktie in den vergangenen zweieinhalb Jahren um mindestens ein Viertel, viermal davon zur Oberseite, einmal zur Unterseite. Aber auch über die abgebildete Stichprobe hinaus ist The Trade Desk äußerst anfällig für Kursschwankungen gewesen: Um durchschnittlich +15,9 Prozent bewegte sich die Aktie nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen seit ihrem Börsengang 2015.

Möglich machte die zumeist äußerst positive Entwicklung der Umstand, dass The Trade Desk eine fast makellose Historie hat, die Gewinnerwartungen der Analysten zu übertreffen. Zwar hat der Überraschungseffekt, also die Differenz zwischen Konsensschätzung und dem tatsächlich erzielten Gewinn pro Aktie (EPS), in den vergangenen Quartalen nachgelassen, nichtsdestotrotz gelingt es dem Werbetechnologieunternehmen zuverlässig, die Markterwartungen deutlich zu schlagen und hierfür belohnt zu werden.

Hinter der überzeugenden Gewinnserie steckt ein nahezu einzigartiges Geschäftsmodell: The Trade Desk betreibt eine KI-gestützte Plattform für Werbeanzeigen und nimmt damit eine Vermittlerfunktion zwischen Werbetreibenden und Werbeplattformen ein. The Trade Desk hat also anders als etwa Alphabet (mit Google) und Meta Platforms (mit Facebook und Instagram) keine eigenen reichweitenstarken Netzwerke und Plattformen, sondern kauft dort (und anderswo) Werbeplätze im Namen von Werbetreibenden ein. Der Ankauf von Werbeplätzen geschieht dabei ebenso automatisiert wie die Auswertung in Echtzeit: Performt eine Werbemaßname besonders gut, verstärkt die KI das Engagement auf dem entsprechenden Werbeplatz. Erzielt eine Maßnahme nicht den vom Kunden erwünschten Erfolg, bucht die von The Trade Desk entwickelte Bieterplattform Werbeplätze auf anderen Kanälen - das können neben Online-Plattformen auch Werbetafeln, Streaming-Drittanbieter oder lineares Fernsehen sein.

The Trade Desk Pubmatic Alphabet Meta Platforms
Börsenwert (Mrd. USD) 27,9 0,7 1.220 479,4
KGVe (2023) 49,9 158,9 18,7 20,0
KCVe (2023) 47,9 14,9 11,8 9,8
Umsatzwachstum (5Y) 40,6 % 26,8 % 22,7 % 29,2 %
Bruttomarge 82,2 % 65,9 % 55,4 % 79,6 %

Vor allem im Online-Geschäft nimmt es The Trade Desk inzwischen mit den Branchenriesen Alphabet (Google Ads) und Meta Platforms (Meta Business) auf - und hat diese beim Umsatzwachstum in den vergangenen Jahren tatsächlich schlagen können. Zeitweise lagen die Wachstumsraten sogar über 50 Prozent, womit sich die Aktie als sog. Hypergrowth-Wert qualifizierte. Angesichts des derzeit lahmenden Werbegeschäfts mussten im abgelaufenen Quartal sowohl Alphabet als auch Meta Platforms Federn lassen, beide konnten an das starke Umsatzwachstum der Vorjahre nicht anschließen. The Trade Desk dagegen zeigte sich völlig unbeeindruckt und präsentierte ein Umsatzplus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Blick auf die Bewertung auch jene des direkten Konkurrenten Pubmatic zeigt allerdings, dass es sich The Trade Desk kaum erlauben kann, bei seinen Geschäftsberichten zu patzen. Zwar erhalten Investoren neben einem überdurchschnittlichen Wachstum auch eine branchenweit einzigartige Profitabilität, zahlen dafür aber einen hohen Preis: Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 50 lassen sich Anlegerinnen und Anleger im aktuellen Hochzinsumfeld nur solange gefallen, wie das Wachstum der Geschäfte anhält und deren Profitabilität gewährleistet ist. Als sich The Trade Desk im Herbst einen Schnitzer erlaubte, verlor die Aktie acht Prozent.

Trade Desk Inc (WKN: A2ARCV)

Wer an der spannenden Wachstumsstory partizipieren möchte, sollte sich daher nicht alleine auf die statistische Anomalie überdurchschnittlich hoher Erfolgsraten nach Quartalsberichten verlassen, sondern so günstig wie möglich einzusteigen versuchen. Hierfür dürfte nach dem zuletzt brachialen Kurssprung von knapp 33 Prozent Geduld gefragt sein. Eine zuverlässige, in den vergangenen drei Jahren häufig bewährte Supportzone liegt zwischen 40 und 45 Dollar. Auch hier ist die Aktie zwar nicht günstig, dem überdurchschnittlichen Wachstum entsprechend aber angemessen bewertet.

Wer sich in der Werbebranche abseits von Alphabet, Meta Platforms, Pinterest, Snap und Co. aufstellen möchte, findet in The Trade Desk hierfür eine spannende Story - mit einer zugegeben aufregenden und Spannung versprechenden Historie atemberaubender Kursbewegungen nach Quartalszahlen. Um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen, sollte aber ein günstiges Kursniveau abgewartet werden. Eile ist nicht geboten: Der nächste Geschäftsbericht ist für Anfang Mai zu erwarten.

In den vollen Genuss des jüngsten Kurssprungs sind Leserinnen und Leser der elften Runde des spekulativen Hebelprojektes 800% EXTREM gekommen: Die Strategie empfahl Mitte Januar zu vergleichsweise günstigen Kursen den Einstieg. Der zum Start in die Position empfohlene Optionsschein (MD4S52) wurde nach den Quartalszahlen in zwei Teilverkäufen mit einem Gewinn von 155 Prozent verkauft. Für die an diesem Freitag startende zwölfte Runde ist The Trade Desk erneut auf der Watchliste.

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