Um den US-Streaming-Riesen wie Netflix oder Amazon Prime Video hierzulande nicht kampflos das Feld zu überlassen, hat sich ProSiebenSat.1 mit dem US-Medienkonzern Discovery zusammengeschlossen. Die geplante Streaming-Plattform soll Anfang 2019 an den Start gehen und schnell wachsen.
Zehn Millionen Nutzer in zwei Jahren – so lautet die ambitionierte Zielvorgabe für den gemeinsamen, neuen Streaming-Dienst von ProSiebenSat.1 und Discovery in Deutschland. Dazu sollen die Inhalte von Maxdome, 7TV und dem Eurosport Player zu einer Plattform gebündelt werden, die sowohl Live-TV und Sportübertragungen, als auch eine Mediathek mit deutschen und US-Produktionen bieten wird. Zudem wollen die beiden Medienkonzerne zusammen auch „maßgeschneiderte Inhalte“ für die neue Plattform entwickeln, wie es in eine Pressemitteilung heißt. Geplant ist neben einem werbefinanzierten Angebot auch ein werbefreier Premium-Dienst.
ProSiebenSat.1-CEO Max Conze will so die „führende Streaming-Plattform für Deutschland aufbauen“ und ist bereit, die dafür erforderlichen Mittel und Ressourcen einzusetzen. Zudem zeigte sich der Vorstandschef offen für weitere Partner: „Ich lade hiermit RTL, ARD und ZDF ein, mit uns gemeinsam einen deutschen Champion zu schaffen.“
RTL: Mehr Investitionen, mehr Risiko
Kurz zuvor hatte auch RTL-Chef Bert Habets im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen starken Ausbau des Video-on-Demand-Angebots der Sendergruppe in Aussicht gestellt. Dem Bericht zufolge will RTL mit dem erweiterten Angebot zum Massenanbieter zu werden. Deswegen sei es wichtig, die „Investitionen deutlich zu erhöhen und auch mehr Risiko zu wagen“, so Habets.
Geplant sei, im Winter das Angebot des bestehenden Streaming-Dienstes TV Now auszubauen. Dabei will RTL vor allem auf lokale Inhalte setzen. Zudem sollen verstärkt auch neue, für mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets optimierte Formate entwickelt werden. Denn: „Die junge Generation konsumiert Medien anders“, so der RTL-Chef.
Mit Bezug auf das Kooperationsangebot von ProSiebenSat.1 äußerte sich ein RTL-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zurückhaltend. Zwar stehe man Kooperationen und Allianzen grundsätzlich offen gegenüber, es könne jedoch Hürden durch unterschiedliche Schwerpunkte der Programmangebote der beteiligten Sender sowie von Seiten des Bundeskartellamts geben. Frühere Versuche, senderübergreifende Online-Videoplattformen zu errichten, waren am am Veto der Wettbewerbshüter gescheitert.
Auf der Watchlist
Der neue Vorstoß von ProSiebenSat.1 und RTL in Richtung Streaming ist aller Ehren wert. Ob es gelingt, tatsächlich einen (lokalen) Konkurrenten für US-Schwergewichte wie Weltmarktführer Netflix oder Amazon Prime auf die Beine zu stellen, muss sich jedoch erst zeigen. Die Anleger scheinen am Montag skeptisch zu bleiben – beide Aktien notieren moderat im Minus. Nach der Talfahrt der letzten Monate und Jahre stehen beide MDAX-Titel derzeit auf der Watchlist des AKTIONÄR.