Der Luxusmarkt ordnet sich neu: Capri Holdings, die Muttergesellschaft hinter den Marken Michael Kors, Jimmy Choo und Versace, verkauft Versace an Prada S.p.A. – für satte 1,375 Milliarden Dollar in bar. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 abgeschlossen werden, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden.
Laut Bloomberg war die Einigung bis zuletzt unsicher, zwischenzeitlich stand sogar ein Preisnachlass von über 200 Millionen Dollar im Raum, wie die Financial Times berichtet hatte. Die Verhandlungen wurden durch die instabile Lage an den Finanzmärkten erschwert.
In der offiziellen Mitteilung erklärt Capri-CEO John D. Idol: „Versace ist ein ikonisches italienisches Modehaus, das wir in den letzten sechs Jahren erfolgreich neu positioniert haben – mit Fokus auf Luxus, Handwerkskunst und Markenstärke. Die Marke ist jetzt bereit für nachhaltiges, langfristiges Wachstum. Wir sind überzeugt, dass Prada der perfekte Partner ist, um diese Entwicklung fortzuführen.“
Zugleich kündigt Idol an, dass Capri die Einnahmen aus dem Deal nutzen will, um die Bilanz zu stärken und gezielt in die verbliebenen Marken zu investieren: „Diese Transaktion erlaubt es uns, unsere Kapitalallokation neu auszurichten – mit Fokus auf Michael Kors und Jimmy Choo.“ Genannt wurden Investitionen, Schuldentilgung und mögliche Aktienrückkäufe.
Für Capri ist der Verkauf ein Befreiungsschlag – aber auch ein Wagnis. Die Integration von Versace verlief seit der Übernahme 2018 holprig, operative Fortschritte blieben hinter den Erwartungen zurück. Der Deal bringt nun nicht nur finanziellen Spielraum, sondern setzt auch ein Zeichen der strategischen Fokussierung. Dennoch muss sich zeigen, ob Michael Kors und Jimmy Choo aus eigener Kraft wieder wachsen können.
Die Capri-Aktie verliert im frühen US-Handel rund elf Prozent und korrigiert damit einen Teil der spekulativen Rallye der vergangenen Tage. Prada schnellt an der Mailänder Börse hingegen um acht Prozent nach oben.
Für Prada ist der Deal ein strategischer Coup. Mit Versace erweitert der Konzern sein Markenportfolio um ein ikonisches Modehaus mit weltweiter Strahlkraft – und gewinnt insbesondere in den USA und Asien an Relevanz. Analysten sehen in dem Zukauf eine klare Ansage an Rivalen wie LVMH, Kering oder Richemont. Das Timing erscheint günstig: Die Branche konsolidiert sich, und starke Marken kommen selten auf den Markt.
Die Nachricht kommt nicht überraschend: Bereits in Ausgabe 51/24 hatte DER AKTIONÄR über Verkaufsspekulationen rund um Versace und Jimmy Choo berichtet. In den Tagen vor der offiziellen Meldung hatte DER AKTIONÄR mehrfach über die spekulative Dynamik berichtet. Die Wette auf eine Wende ist nun Realität – mit gemischter Marktreaktion.
Die Capri-Aktie wurde damals als Geheimtipp für mutige Schnäppchenjäger empfohlen und im jüngsten Abverkauf ebenso wie Prada ausgestoppt. Der Verkauf von Versace markiert für Capri einen tiefgreifenden Einschnitt. Entscheidend wird nun sein, ob es gelingt, Michael Kors und Jimmy Choo operativ neu zu beleben. Für Prada ist der Schritt mutig, aber strategisch überzeugend. Die Capri-Aktie ist jedoch weiterhin Teil des Recovery Index.
Dieser wurde zu Beginn der Corona-Pandemie aufgelegt und setzt seither auf eine Erholung der Konsumbranche. Neben Capri befinden sich darin 13 weitere Unternehmen, die von einem Comeback des Sektors überproportional profitieren. Weitere Infos zum Index finden Sie hier.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Capri.