Es ist eine Ankündigung mit Signalwirkung: Bosch forciert die Aktivitäten in Sachen Brennstoffzelle. Bei der Unternehmensgruppe handelt es sich um keinen kleinen Fisch. 77,9 Milliarden Euro Umsatz und ein EBIT von 5,3 Milliarden Euro im Jahr 2018 – das kann sich sehen lassen. Umso wertvoller sind also die Deals, die kleine Brennstoffzellen-Spezialisten wie PowerCell und Ceres Power mit der Bosch-Gruppe eingefädelt haben.
PowerCell explodiert
Dass Bosch bereits bei der schwedischen PowerCell angeklopft hat, ist seit Dezember bekannt. Doch die Details folgten Ende April. Und die haben es in sich: Demnach unterzeichneten PowerCell und die Robert Bosch GmbH einen Vertrag über die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb des Brennstoffzellenstapels PowerCell S3 für das Automobilsegment. Bosch zahlt an die Schweden 50 Millionen Euro allein für die Lizenz.
Für 2019 rechneten Analysten bei PowerCell mit einem EBIT-Verlust von etwa fünf Millionen Euro. Dies zeigt, welche Bedeutung der Deal für PowerCell hat. Doch warum setzt Bosch ausgerechnet auf die Technologie der Schweden? „Der technische Ansatz wurde von Powercell bereits zielgerichtet auf automobile Anwendungen hin entwickelt und lässt sich zudem von Pkw- auf Nutzfahrzeug-Anwendungen übertragen“, so Jürgen Gerhardt, Leiter des Produktbereichs für mobile Brennstoffzellen bei der Robert Bosch GmbH gegenüber dem AKTIONÄR.
„Der S3 Stack, auf den sich die Kooperation von Bosch und Powercell bezieht, ist hinsichtlich seiner Leistung äußerst kompakt und leicht – und lässt sich damit leichter in Fahrzeuge integrieren“, erklärt Gerhardt die Vorteile der PowerCell-Technologie.
Bosch rüstet sich mit PowerCell für die Zukunft. Denn der Automobilzulieferer ist überzeugt vom Potenzial der Brennstoffzelle. Laut Schätzungen von Bosch werden bis 2030 bis zu 20 Prozent aller Elektrofahrzeuge weltweit mit Brennstoffzellen angetrieben.
Gerhardt erläutert: „Für leichte Nutzfahrzeuge oder Pkw mit einer täglichen Reichweite von 100 bis 200 km ist der batterieelektrische Antrieb eine gute Lösung. Viele Menschen und vor allem der Schwerlastverkehr legen jedoch längere Strecken zurück. Hier sehen wir deutliche Vorteile für die Brennstoffzelle.“ Doch Bosch will nicht nur den möglichen Durchbruch der Technologie im Automotive-Segment verpassen. Auch stationär sehen die Baden-Württemberger Einsatzmöglichkeiten.
Ceres Power ist zur Stelle
Die britische Ceres Power zählt zu den führenden Anbietern von Festoxid-Brennstoffzellen. Dies kann Gerhardt gegenüber dem aktionär bestätigen, Ceres ergänzt Bosch strategisch gut. „Ceres Power hat eine führende Zellentechnologie zu bieten. In Kombination mit dem Know-how von Bosch kann die Technologie weiterentwickelt, konkurrenzfähiger gemacht und für den breitgefächerten Einsatz in Kraftwerken vorbereitet werden.“
Das Besondere an der Ceres-Power-Technologie: „Die Kernkompetenz von Ceres besteht in der Entwicklung von Zellen- und Stack-Technologie. Ceres stellt bereits kleine Mengen an Beispielanwendungen her, die ihre Kunden in den ersten stationären und mobilen Anwendungsbereichen einsetzen“, erklärt der Leiter des Produktbereichs für mobile Brennstoffzellen von Bosch weiter.
Im Rahmen der Kooperation erwarb Bosch auch eine Beteiligung an dem britischen Unternehmen. Ebenfalls an Bord: Weichai Power. Aufmerksame AKTIONÄR-Leser wissen, dass die Chinesen auch bei Ballard Power zu den größten Anteilseignern zählen und damit ein handfestes Interesse am Ausbau der Brennstoffzellen-Technologie in China haben.
Neben Weichai Power und Bosch kann sich Ceres auch auf Automobilkonzerne wie Honda und Nissan verlassen, die auf die Technologie der Briten setzen. Das zunehmende Interesse spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung von Ceres Power wider. Zwischen Juli und Dezember 2018 kletterten die Erlöse um 168 Prozent auf rund 9,7 Millionen Euro, gleichzeitig halbierte sich der operative Verlust auf etwa 3,5 Millionen Euro.
Per Ende 2018 belief sich die Cashposition auf rund 92 Millionen Euro. Damit verfügt Ceres Power über die notwendigen liquiden Mittel, um Produktion und weitere Investitionen in die hauseigene Technologie zu forcieren. Denn für 2019 stellt Ceres Power eine weitere Umsatzverdopplung in Aussicht. Da kommt die Brennstoffzellen-Offensive des Partners Bosch zur richtigen Zeit.
Vorsicht: Siedend heiß!
Brennstoffzellen-Hot-Stocks sind nichts für schwache Nerven, die Bewertungen sind sportlich. Allerdings ist das Potenzial in diesem Bereich sektorübergreifend gigantisch. Mutige Anleger mit Weitblick sollten sich eine Position von Ceres Power ins Depot legen. Bei PowerCell empfiehlt DER AKTIONÄR, mit Abstauberlimits (bei 8,00 Euro) zu arbeiten.