Die nach Xetra-Schluss vorgelegten Quartalszahlen fielen erwartet mager aus, der Ausblick fürs Gesamtjahr wurde bestätigt. Zwischen den Zeilen kritisierte Porsche jedoch die anstehende Verschärfung der EU-CO₂-Abgasregeln. In der anschließenden Telefonkonferenz ließ der Sportwagen-Hersteller dann eine Bombe platzen. Kommt eine Rolle rückwärts Richtung Verbrenner?
Schneller als jeder andere Hersteller wollte der Sportwagenbauer eigentlich sein Portfolio auf Elektroantriebe umstellen. Doch in der Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen (DER AKTIONÄR berichtete) am Freitag-Abend ging eine mittelgroße Bombe hoch: Porsche passt seine Elektrostrategie an. Entgegen ursprünglicher Planungen sollen viele E-Autos nun doch einen Verbrennungsmotor an Bord haben.
Porsche setzt damit offenbar wieder stärker auf Verbrenner und könnte entsprechende Plattformen neu auflegen. Die kommenden Modelle wie Porsche 718 mit Cayman und Boxster, Cayenne sowie das große SUV mit dem Projektnamen K1 waren eigentlich alle als rein elektrische Fahrzeuge geplant. Entsprechende Konzepte seien bereits in einer entscheidungsreifen Phase, deutete Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke an. Eine Änderung der Antriebsart könnte jedoch beim für nächstes Jahr geplanten 718-Modell schwierig umzusetzen sein, da die Markteinführung bevorstehe.
Porsche passe die Strategie an, weil sich die Nachfrage anders entwickelt. Zu den geplanten Elektroautos sind jetzt doch Verbrenner und Hybride geplant, wenn es die neuen Plattformen hergeben.
Besonders in China sieht Porsche in den kommenden Jahren erhebliche Herausforderungen auf sich zukommen. Die chinesische Automobil-Branche hat durch die Elektromobilität einen Vorsprung gewonnen, und lokale Hersteller dominieren den Markt. Diese bieten gut ausgestattete Elektroautos für rund 30.000 Euro an, wodurch der Kosten- und Preisdruck auf europäische Anbieter wie Porsche weiter steigt. Der Markenname spiele eine zunehmend geringere Rolle. Die FAZ titelt: "China hat sich gewandelt, da spielen Europäer leider keine Rolle mehr."
Die generelle Entwicklung in China werde wohl nicht mehr wie ursprünglich von Porsche angenommen eintreten, befürchtet Porsche. Daher müsse man sich stärker auf andere Märkte konzentrieren. Meschke nannte unter anderem Indien als möglichen Zukunftsmarkt. Um das langfristige Ziel einer operativen Marge von 20 Prozent zu erreichen, müsse Porsche weiter darauf setzen, den durchschnittlichen Verkaufspreis durch attraktive Modelle und individuelle Sonderausstattungen zu steigern.
Die Porsche-Aktie reagierte im späten Freitags-Handel mit einem leichten Kursrückgang bei Tradegate auf 69,60 Euro. Zum Xetra-Schluss stand der DAX-Wert bei 70,28 Euro.
Lutz Meschke richtete darüber hinaus in der Telefonkonferenz, einen klaren Appell an die europäische Politik. Das von Brüssel ab 2035 geplante “Verbot für Verbrennungsmotoren” solle nochmals überdacht werden. Während Porsche bisher keine klare Position zu diesem Thema einnahm, sieht der Finanzchef nun Anpassungsbedarf, wie die Automobilwoche berichtet. Dort wird Meschke mit der Forderung zitiert: "Das Verbrenner-Verbot muss fallen."
Noch im März – während der Verkündung der Jahresbilanz – hatte Porsche-Chef Oliver Blume noch einmal seine Elektropläne bestätigt. "Wir stehen zu unserer Strategie, der Hochlauf der Elektromobilität ist wichtig, weil der Elektromotor dem Verbrenner langfristig überlegen ist", erklärte Blume damals. Bis 2030 plante das Unternehmen, dass 80 Prozent der Neuwagen rein elektrisch betrieben werden.
Das Geschäft für die deutschen Autobauer, vor allem die hochpreisigen, bleibt allgemein schwierig. Die mögliche Kehrtwende hin zu Verbrennermotoren gäbe Porsche wohl etwas Zeit, die fallenden Margen zu stabilisieren. Die Aktie der Porsche AG befindet sich in einer Bodenbildungs- bzw. Trendwende-aufwärts-Phase. DER AKTIONÄR sieht durchaus längerfristig Chancen für den DAX-Wert, der jedoch keine laufende Empfehlung ist.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.