Der US-Onlinebezahldienst PayPal hat im Zahmen der Q3-Zahlen am Donnerstagabend deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn vermeldet. Ein verhaltener Ausblick für das vierte Quartal samt gesenkter Umsatzprognose für das Gesamtjahr haben aber trotzdem für eine Enttäuschung gesorgt und die Aktie nachbörslich auf Talfahrt geschickt.
Die guten Nachrichten zuerst: Obwohl das Volumen der abgewickelten Transaktionen im dritten Quartal mit einem Zuwachs von 14 Prozent auf 337 Milliarden Dollar nicht ganz so stark gestiegen ist wie von Analysten im Vorfeld erwartet, hat PayPal den Umsatz um zwölf Prozent auf 6,85 Milliarden Dollar gesteigert. Analysten hatten nur einen Anstieg um zehn Prozent auf 9,81 Milliarden auf dem Zettel.
Der bereinigte Gewinn pro Aktie ist unterdessen nur um zwei Prozent auf 1,08 Dollar gesunken. Hier hatten Analysten im Schnitt einen wesentlich deutlicheren Rückgang auf 0,96 Dollar erwartet. Unter Verweis auf „anhaltende Produktivitätsinitiativen“ hat das Management daraufhin die EPS-Prognose für das Gesamtjahr erhöht und hält nun einen bereinigten Gewinn pro Aktie von 4,07 bis 4,09 Dollar für möglich. Bislang hatte PayPal hier nur 3,87 bis 3,97 Dollar in Aussicht gestellt.
Warnung vor schwierigem Schlussquartal
Partystimmung wollte trotz besser als erwartet ausgefallener Q3-Zahlen und der erhöhten Gewinnprognose aber nicht aufkommen, denn für das laufende vierte Quartal hat das Unternehmen eine äußerst verhaltene Prognose abgegeben. Demnach erwartet PayPal lediglich einen Umsatzanstieg um sieben Prozent auf 7,38 Milliarden Dollar, während Analysten im Schnitt mit 7,74 Milliarden Dollar gerechnet hatten.
Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde sogar leicht gesenkt – vom bislang 27,85 auf nun 27,50 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das noch einem Plus von rund zehn Prozent.
PayPal trägt damit auch der makroökonomischen Unsicherheit und der nachlassenden Konsumbereitschaft vieler Nutzer Rechnung. „Man sieht deutlich, dass die diskretionäre Ausgaben spürbar unter Druck sind und die Menschen mehr und mehr ihres verfügbaren Einkommens für Benzin, Essen und Miete ausgeben müssen“, so CEO Dan Schulman.
Selbst Apple und Amazon können es nicht richten
Nachdem Amazon-Kunden in den USA seit kurzem auch den PayPal-Dienst Venmo zum Bezahlen nutzen können, hat das Unternehmen im Rahmen der Zahlenvorlage auch eine Partnerschaft mit Apple verkündet. Unter anderem sollen US-Geschäftskunden künftig kontaktlose Zahlungen via PayPal und Venmo mittels der „Tap to Pay“-Funktion auf dem iPhone empfangen können.
Letztlich wog der maue Ausblick deutlich schwerer als die soliden Q3-Zahlen, die höhere EPS-Prognose und die neuen Partnerschaften: Die PayPal-Aktie hat im nachbörslichen Handel am Donnerstag zweitweise mehr als zehn Prozent verloren und startet heute deutlich schwächer in den US-Handel.
Die Spekulation des AKTIONÄR auf einen Zahlen-Boost ist zunächst nicht aufgegangen, stattdessen rückt nun das Mehrjahrestief bei 67,58 Dollar in den Fokus. Investierte Anleger behalten den Stopp bei 70 Euro im Auge und ziehen nötigenfalls die Reißleine.