Nach neun Jahren im Chefsessel verlässt Dan Schulman PayPal Ende September. Unter seiner Führung wuchs der Online-Bezahldienst zu einem Global Player heran. Auf seinen Nachfolger warten dennoch eine Menge Herausforderungen.
Ich will ganz ehrlich sein, ich wollte nie auf eine Wirtschaftsschule gehen und es stellte sich heraus, dass Wirtschaftsschulen mich ebenfalls nicht wollten – bis auf eine.“ Dan Schulman beugt sich leicht nach vorn zum Mikrofon, damit ihn die Absolventen der New York University, seiner Alma Mater, besser verstehen können. Gelächter im Saal. Während seiner Rede trägt Schulman einen violetten Talar. Violett, nicht etwa lila, darauf besteht die NYU, denn violett sei unverwechselbar und stehe für all jene Nonkonformisten, die Grenzen überschreiten und der Welt ihren Stempel aufdrücken.
Und Schulman hat als Chef von PayPal gern Grenzen überschritten und der Welt tatsächlich seinen Stempel aufgedrückt. Als er im September 2014 zur Ebay-Tochter stieß, befand sich PayPal vor dem größten Umbruch seiner Firmengeschichte. Aktivistische Investoren um Carl Icahn hatten Ebay über Monate stark zugesetzt und schließlich die Abspaltung der wachstumsstarken Bezahl-Tochter erreicht. Dan Schulman schien für die anstehenden Aufgaben – Internationalisierung und noch mehr Wachstum – die Idealbesetzung. Nach Stationen bei AT&T, Priceline und Sprint Nextel, hatte er ab 2010 für American Express erfolgreich die Entwicklung mobiler Bezahlmöglichkeiten vorangetrieben. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung an den damals 56-Jährigen. Er enttäuschte sie nicht.