Die Aktie von Paypal ist zuletzt deutlich unter die 100-Dollar-Marke gefallen, arbeitet im freundlicheren Gesamtmarkt allerdings an einer Stabilisierung. Analyst James Faucette von Morgan Stanley traut dem Online-Bezahldienst einen Rebound und rund 90 Prozent Kurspotenzial zu – allerdings mit einer Einschränkung.
Nach einem Gespräch mit Paypal-CEO Dan Schulman im Rahmen der TMT-Konferenz seines Instituts sieht sich Faucette in seiner grundsätzlich positiven Einschätzung bestätigt. Dort hatte sich Schulman optimistisch zu den fundamentalen Faktoren wie dem Umsatz pro Nutzer, der Zahl der Nutzer und deren Aktivität sowie Marktanteilsgewinnen geäußert.
Als er vor rund siebeneinhalb Jahren zu Paypal gestoßen ist, hätten die Nutzer die Dienste des Unternehmens im Schnitt 17-mal pro Jahr genutzt. Inzwischen seien es 45-mal pro Jahr, was unter anderem der Einführung zusätzlicher Dienste und Funktionen zu verdanken sei, so Schulman.
70-Prozent-Crash vom Allzeithoch
Der Markt scheint die unverändert guten Geschäftsaussichten allerdings nicht zu interessieren, denn alleine seit Jahresanfang ist die Aktie um fast 50 Prozent eingebrochen. Ausgehend vom Allzeithoch im Juli 2021 ging es im Tief sogar um satte 70 Prozent abwärts.
Faucette macht für diesen Crash vor allem „moderat“ schwächer als erwartet ausgefallene Zahlen in den zurückliegenden Quartalen verantwortlich. Dies sei wiederum auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgegangen – angefangen vom enttäuschenden E-Commerce-Wachstum über die Auswirkungen der Omikron-Variante und globalen Lieferkettenproblemen bis hin zum Auslaufen staatlicher Unterstützungsprogramme in den USA.
Im laufenden ersten Quartal dürfte sich der Ukraine-Krieg zumindest indirekt auf die Entwicklung des globalen Onlinehandels auswirken, etwa durch geringere Konsumausgaben, warnt der Analyst. An seinem langfristigen Bull-Case hält er aber trotzdem fest, denn: Wenn sich der Onlinehandel irgendwann normalisiert, werde der Markt die starken Fundamentaldaten von Paypal auch wieder mehr zu schätzen wissen.
Über 90 Prozent Potenzial – für geduldige Investoren
Vor dem Hintergrund der künftigen Entwicklungsperspektiven hat der Morgan-Stanley-Analyst sein „Overweight“-Rating für die Paypal-Aktie mit einem Kursziel von 190 Dollar bestätigt. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau entspricht das rund 92 Prozent Luft nach oben. Faucette ist aber realistisch genug, um zu wissen, dass das nicht von heute auf morgen passiert und dass Anleger, die auf dieses Szenario setzen wollen, viel Geduld brauchen.
Die Paypal-Aktie kann zu Wochenbeginn im freundlichen Gesamtmarkt mehr als zwei Prozent zulegen, das Chartbild hat sich durch den Kursrutsch der vergangenen Monate jedoch massiv eingetrübt. Sie kostet inzwischen weniger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund zwei Jahren. Enttäuschende Zahlen und der plötzliche Strategieschwenk haben überdies viel Anlegervertrauen gekostet.
Zwar scheint der Kurs längst überfällig für eine technische Gegenbewegung. Eine erste Rebound-Spekulation des AKTIONÄR wurde jedoch schnell wieder ausgestoppt. Ein Wiedereinstieg drängt sich aktuell nicht auf, zumal das Marktumfeld zumindest kurzfristig unberechenbar bleibt.