Energieanalyst Gerard Reid warnt vor großen Verwerfungen für Europa und Industriefirmen wie BASF aber macht auch Hoffnung, dass die Regierung das Ruder herumreißen kann.
Aufgrund einer Vervielfachung von Strom- und Gaspreisen fürchtet Gerard Reid einen „seismischen Schock“, der das ganze europäische System destabilisieren kann. Traditionell habe Russland rund 30 Prozent der Energie geliefert. Bereits im ersten Halbjahr seien Extrakosten in Höhe von 185 Milliarden Euro angefallen, um Ausfälle und Sanktionen auszugleichen, welche mitverantwortlich seien für die eskalierende Inflation und den Kollaps des Euro gegenüber dem US-Dollar.
Vorteil USA
Die Gaspreise hierzulande würden auf dem 10-fachen Niveau der Kosten in den USA liegen. Allein BASF würden 2023 bei unveränderter Lage neun Milliarden Mehrkosten drohen, um Gas einzukaufen. Damit sei man nicht länger wettbewerbsfähig beziehungsweise müsse die Preise anheben. Für Strom und Gas sei denkbar, dass Europäer nächstes Jahr jeweils rund zehn Prozent ihrer Einkommen aufwenden müssen.
Panikkäufe
Es sei gut gemeint gewesen, aber das Auffüllen der öffentlichen Speicher habe den Gaspreis „gepusht“ und „Panik ausgelöst“ im Markt.
"Ja, es kann eine Lösung geben"
Der AKTIONÄR Hot Stock Report hat bei Gerard Reid nachgefragt. Wie ernst ist die Lage? „Stand jetzt, stehen ein Drittel der deutschen Versorger vor der Pleite.“ Doch es gibt Hoffnung. Kann die Regierung durch Maßnahmen die Fahnenstange im Strom- und Gaspreischart einbremsen? „Yes it can!“, so Reid. Das sei auch notwendig, da sonst in der Industrie eine „Welle von Bankrotten“ anstehe.
Solar + Atom
Bereits im Frühjahr hatte sich der Experte uns gegenüber für Solar und Windkraft ausgesprochen. Er sieht es auch geboten, auf moderne Kernkraft zu setzen und hat dafür jüngst sechs Argumente herausgearbeitet:
Kernkraft sichere 24 Stunden und 7 Tage die Woche Strom und Hitze, verhindere es russische, fossile Rohstoffe zu kaufen und drücke die Kostenbelastung für Verbraucher. Als 4. Grund nennt er die „Solidarität mit Frankreich.“ Denn auch dort sei der Strom knapp, auch weil Deutschland Atomstrom von dort importiert. Schließlich seien Kernkraftwerke klimafreundlicher als die deutsche Praxis, Kohlekraftwerke hochzufahren. Letztes Argument ist die „Realpolitik“. Es würden Blackouts drohen, ohne ein Umdenken. Reid ist long im Rohstoff Uran.
Neuer Partner China
Laut Reid ein strategisches Dilemma: Bisher profitierte Europa vom günstigen Bezug aus Russland, nun liefert das Land zu attraktiven Preisen an China, welches wiederrum Technologie mit seinem Partner teilt. Das sei eine sehr schwierige Situation, da Deutschland etwa bei Batterie- und Solartechnologie auf China angewiesen ist. Im neuen AKTIONÄR TV besprechen wir unsere Solarfavoriten und eine spannende Uran-Aktie.
Grüne Gewinner im Depot 2030
Unser grüner Ansatz ist die Chance, selbst in einem volatilen Gesamtmarkt eine lukrative Nische zu finden. Für kurze Zeit gibt es nun die Sommer-Aktion, den Dienst über ein Probeabo zu testen.