Es gibt gute Neuigkeiten vom Unternehmen – und der Kurs der Palantir-Aktie konnte sich zuletzt vom Korrekturtief lösen. Geht es nach Palantir-Chef Alex Karp, dürfte letzteres auch zahlreichen Privatinvestoren zu verdanken sein. Mit der Wahrnehmung durch professionelle Analysten ist er dagegen anscheinend überhaupt nicht einverstanden.
„Wir reden Klartext über unsere Pläne“, sagte Karp diese Woche auf einer virtuellen Konferenz des US-Magazins Barron’s zu den Gründen, warum Palantir in Internet-Foren oft im Zusammenhang mit anderen Meme-Aktien genannt wird. Das Unternehmen respektiere die Intelligenz von Privatanlegern und schätze diese genauso wie institutionelle Investoren.
Analysten würden dagegen dazu neigen, das Unternehmen schlecht zu verstehen und klischeehaft einzuordnen. „Analysten tendieren dazu, das ganz offen auszuschlachten, indem sie uns als das Frankenstein-Monster abtun, das sie normalerweise vielleicht in einem Konzern-Ungeheuer sehen würden“, sagte Karp.
Umstrittenes Unternehmen
Palantir wird in der Öffentlichkeit durchaus ambivalent gesehen. Einerseits gilt das Unternehmen als führend bei der Analyse von Daten. Andererseits gibt es zahlreiche geschäftliche Verbindungen zu Regierungs- und Geheimdienstkreisen – und ein Unternehmen, das zur Überwachung der Bevölkerung beiträgt, erfreut sich nun mal nicht überall uneingeschränkter Beliebtheit. Wobei für Analysten im Zweifel die nüchterne Bewertung der Zahlen eine wichtige Rolle spielen dürfte. Und Fakt ist, dass bei Palantir bewertungstechnisch schon einige Fantasie im Spiel ist.
Angeheizt wird die Fantasie durch Nachrichten wie diese: Erst gestern wurde Palantir für seine Plattform zur Bekämpfung von COVID-19 mit dem „AWS Global Public Sector Partner Award“ im Amazon-Cloud-Umfeld ausgezeichnet. Heute meldete das Unternehmen einen Auftrag der US-Bundesluftfahrtbehörde zur Erstellung eines Datenanalyse-Tools. Dieses soll zur Modernisierung der Flugzeugzertifizierung und der Betriebssicherheit beitragen. Dazu zählt auch die laufende Überwachung der Wiederinbetriebnahme der 737 MAX-Flotte. Der Einjahresvertrag mit Option auf zwei weitere Jahre hat laut Palantir einen maximalen Wert von 18,4 Millionen Dollar.
Karp kommuniziert clever, indem er Analysten als voreingenommen bezeichnet. Er bedient damit ein Klischee, das bei einigen Nutzern, die sich gern in Foren informieren, verbreitet sein dürfte. Gleichzeitig bestärkt er indirekt alle Investoren in ihrer Kaufentscheidung. Das ändert aber nichts daran, dass die Aktie recht ambitioniert bewertet wirkt. Die aktuellen Meldungen sind aus dieser Perspektive nicht wirklich kursrelevant. DER AKTIONÄR beobachtet Palantir daher derzeit lediglich, auch wenn sich das Chartbild durchaus aufgehellt hat.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Palantir.