Der US-Softwarekonzern Oracle ist der jüngsten Euphorie nicht gerecht geworden. Die Quartalszahlen wurden als eher enttäuschend gewertet. Die Aktie gerät aktuell rund elf Prozent unter Druck. Auch die Aktien des deutschen Wettbewerbers SAP standen mit einem Abschlag von 1,8 Prozent unter Druck.
Die Aktie von Oracle hatte zuletzt einen guten Lauf mit einem zwölfprozentigen Plus binnen 13 Handelstagen, das nun wieder weg ist. Im Tagesverlauf wurden die Titel sogar mit fast 14 Prozent im Minus gehandelt. Mit 109,30 Dollar erreichten den tiefsten Stand seit drei Monaten. Eine damalige Kurslücke wurde wieder geschlossen.
Vor dem Quartalsbericht habe bei Anlegern große Vorfreude geherrscht, schrieb UBS-Analyst Karl Keirstead in einer Studie. Der US-Softwarekonzern habe diesen Überschwang aber nicht gerechtfertigt. Die meisten Kennziffern träfen zwar die Erwartungen, der Umsatzausblick auf das zweite Quartal liege aber unter seiner Erwartung.
Ähnlich ordnete Analyst Kirk Materne von Evercore ISI die Kursschwäche von Oracle ein. Dass die Aktie unter Druck steht, liege mehr an überzogenem Optimismus als an echten Enttäuschungen. Der Ausblick auf das zweite Quartal sei zwar etwas unter den Markterwartungen, aber dies sei keine vollkommene Überraschung. Für wichtiger hält er, dass das Ziel eines 30-prozentigen Cloud-Wachstums im Jahr 2024 intakt bleibe.
Aus den Zahlen geht hervor, dass sich das Wachstum des Cloud-Geschäfts bei Oracle im vergangenen Quartal verlangsamt hat. Der Cloud-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Im Vierteljahr davor hatte es noch einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent gegeben. Mit dem Anstieg des Konzernerlöses um neun Prozent traf Oracle aber die Erwartungen.
Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets muss der SAP-Rivale erstmals seit langem einen Rückgang der Dynamik im Cloud-Geschäft einräumen. "Alarmstufe Rot ist zwar auch nicht angesagt, da offensichtlich noch genug Nachfrage in diesem Bereich besteht. Dennoch stellt dies die Frage, ob auch dieser Markt langsam an seine Grenzen stößt und die nachlassende Fantasie am Ende ihre Spuren in den Aktienkursen hinterlassen wird", so Molnar. Dies wäre dann auch für SAP ein Thema.
Börsianer wollten die Rückschlüsse auf SAP aber nicht überbewerten. Der Kursrückgang bei Oracle sei vor allem unternehmensspezifisch und auch Gewinnmitnahmen geschuldet, sagte ein Händler. Die SAP-Aktie hatte seit Mitte August mit einem Anstieg um knapp sechs Prozent deutlich weniger stark performt als Oracle. Sie hat 2023 bislang etwa 30 Prozent gewonnen, während Oracle vor dem Quartalsbericht auf ein Jahresplus von 55 Prozent gekommen war.