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09.10.2016 Thorsten Küfner

OPEC spielt Macht wieder aus: Was bedeutet das für Gazprom, Shell & Co?

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Über acht Jahre gab es keine Förderquotenkürzung mehr. Vor zwei Jahren hatte sie sogar noch komplett die Waffen gestreckt – doch nun meldet sich die einstmals so mächtige OPEC wieder zurück. Was bedeutet das für den Ölpreis und für Energieaktien wie etwa Gazprom, Petrobras oder Royal Dutch Shell?

Es war ein echter Paukenschlag: Am 27. November 2014 verkündete die OPEC, sie werde trotz des dramatischen Kursverfalls beim Ölpreis von 105 Dollar im Juli auf 73 Dollar nichts unternehmen, um ihn zu stabilisieren. Innerhalb weniger Minuten brach der Ölpreis um weitere acht auf 65 Dollar ein. Anfang 2016 kostete ein Barrel der Sorte WTI sogar nur noch 26 Dollar. Denn die einst enorm mächtige OPEC ließ über zwei Jahre hinweg den Markt über die Preise entscheiden und sorgte nicht mehr wie früher oftmals üblich mit der Fördermengenkürzung bei diesem wichtigen Rohstoff für künstliche Verknappung. Denn sie wollte nicht auf Marktanteile verzichten, damit etwa die Fracking-Industrie mit ihren hohen Produktionskosten weiter expandiere und den Kartellmitgliedern Marktanteile streitig machen könnte. Dieses Ziel hat die OPEC nun größtenteils erreicht: Die US-Fracking-Firmen wurden schwer getroffen. Etliche Unternehmen gingen pleite, viele Projekte wurden aufgegeben.

Doch auch die meisten OPEC-Staaten kommen nicht mit dem niedrigen Ölpreis zurecht. Daher hat man sich nach zahlreichen vergeblichen Versuchen nun bei einem informellen Treffen in Algier darauf verständigt, wieder stärker seine Macht auszuspielen, um den Ölpreis wieder in die Höhe zu treiben oder zumindest zu stabilisieren. An den Märkten hatte man im Vorfeld nicht mit einer Einigung gerechnet. Der Ölpreis schoss dementsprechend kräftig in die Höhe.

Das Gesamtbild stimmt
Doch auch unabhängig von den Vereinbarungen beim jüngsten OPEC-Treffen hellt sich das Umfeld für den Ölpreis weiter auf. Zwar kletterte die Zahl der Ölbohrungen in den USA wegen der robusten Ölpreisentwicklung in den vergangenen Wochen wieder etwas, verharrt aber weiter fast 70 Prozent unter den Höchstständen aus 2014. Die US-Rohöllagerbestände verringerten sich zuletzt indes weiter.

Darüber hinaus dürfte sich in den kommenden Monaten oder spätestens in wenigen Jahren bemerkbar machen, dass die großen Energiekonzerne seit dem Beginn des Ölpreisverfalls im Herbst 2014 ihre Investitionspläne mittlerweile im dreistelligen Milliardenbereich reduziert haben. Dadurch werden viele Vorkommen nicht erweitert, einige früher stillgelegt und andere gar nicht erst komplett erschlossen. Das mittel- bis langfristige Produktionspotenzial sinkt damit beträchtlich, wodurch der Grundstein für eine deutliche Erholung in den kommenden Jahren gelegt wäre. Vor allem aber sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Ölpreis noch einmal auf das Niveau unter 30 Dollar fällt. Und gerade dies ist für viele Firmen von enormer Bedeutung.

Denn bei Ölnotierungen unter 30 Dollar oder auch dauerhaft unter 40 Dollar hätten selbst die hochprofitablen, gut gemanagten Energie-Riesen mit starken Bilanzen wie etwa Total oder Royal Dutch Shell Probleme bekommen. Die satten Dividendenrenditen (Shell: 6,5 Prozent; Total: 5,6 Prozent) wären wohl kaum längere Zeit aufrechterhalten worden, würde sich der Ölpreis tatsächlich auf diesem niedrigen Niveau einpendeln. Nun aber ist Durchatmen angesagt. Konservative Anleger können weiter bei Shell und Total zugreifen. Mutige können auch auf Gazprom und Petrobras setzen.

Zeit zum Einstieg
Man sollte die Absichtserklärung der OPEC-Staaten zwar nicht überbewerten, dennoch bleibt festzuhalten: Die mittel- bis langfristigen Perspektiven für den Ölpreis haben sich zuletzt wieder deutlich aufgehellt. Anleger können sich daher wieder im Ölsektor positionieren.

Dieser Artikel erschien in der aktuellen Ausgabe 41/2016. Hier bequem als ePaper erhältlich.

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