Der Ölproduzentenverbund OPEC+ wird seine Fördermengen im Herbst vorerst nur geringfügig steigern. Nach den größeren Erhöhungen der vergangenen Monate werde das gemeinsame Tagesproduktionsziel im September um weitere 100 000 Barrel ausgeweitet, teilte die von Saudi-Arabien und Russland dominierte Allianz nach einer Onlinesitzung am Mittwoch mit.
Die Allianz verfüge nur über "extrem limitierte Kapazitätsüberschüsse" und müsse diese deshalb äußerst vorsichtig nutzen, argumentierte die OPEC+ in einer Mitteilung. In ihren vorangegangenen Monatssitzungen hatten die rund 20 Staaten des Kartells beschlossen, die starken Förderkürzungen, die während der Corona-Pandemie umgesetzt worden waren, schrittweise bis Ende August zurückzunehmen. Allerdings produzierte die OPEC+ zuletzt deutlich weniger als vereinbart. Im Juni lag das Defizit laut Internationaler Energie-Agentur bei rund 2,8 Millionen Barrel pro Tag.
Saudi-Arabien kam bei der jüngsten Entscheidung der OPEC+ eine heikle Rolle zu: Einerseits setzt Riad auf die Zusammenarbeit mit Moskau. Russland kann vor dem Hintergrund seines Krieges in der Ukraine seine Produktion nicht erhöhen und profitiert von den hohen Preisen. Andererseits ist der Golfstaat ein Verbündeter der Vereinigten Staaten. US-Präsident Joe Biden hatte dort unlängst eine Ausweitung der Produktion ins Spiel gebracht hat, um die Preise zu drücken.
Die OPEC+ sieht sich mit erheblichen Ungewissheiten konfrontiert. Fraglich ist vor allem, wie stark sich die erwartete Abschwächung der Weltwirtschaft auf die Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel auswirkt. Für Rohölpreise begann Anfang Juni ein Abwärtstrend, und auch die Spritpreise in Deutschland gehen seit Wochen zurück.
Die Entscheidung der OPEC+ hat den Kursverlauf der Ölpreise im heutigen Handel nur wenig beeinflusst. Auch bei den Aktienkursen von TotalEnergies und Equinor gab es keine größeren Ausschläge. Die beiden Aktien bleiben angesichts der üppig sprudelnden Gewinne sowie der immer noch günstigen Bewertung weiterhin sehr attraktiv. Anleger können nach wie vor einsteigen. Die Stoppkurse sollten bei 39,00 Euro (TotalEnergies) beziehungsweise 27,00 Euro (Equinor) belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: TotalEnergies.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen/genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR Depot" von DER AKTIONÄR: TotalEnergies.
Mit Material von dpa-AFX