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Ölpreis bei 100 Dollar – unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar

Ölpreis bei 100 Dollar – unwahrscheinlich, aber nicht undenkbar
Foto: Börsenmedien AG
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Thorsten Küfner 13.01.2018 Thorsten Küfner

Ähnlich wie es die Saxo Bank seit Jahren praktiziert, hat auch die Redaktion des AKTIONÄR einige gewagte Prognosen für 2018 veröffentlicht. Eine davon betrifft den Ölpreis, der von einem Hoch zum anderen steigt. Auch wenn eine Korrektur nun überfällig wäre, kann es hier noch deutlich weiter nach oben gehen.

Womöglich wird es im Herbst 2018 so weit sein, vielleicht sogar schon im Sommer. Dann wird die Menschheit das erste Mal in der Geschichte an einem einzigen Tag mehr als 100 Millionen Barrel Rohöl verbrauchen. Das sind sage und schreibe 1.590.000.000 Liter! Für viele nahezu genauso erstaunlich wie diese Zahl ist die Tatsache, dass die Nachfrage auch über 2018, 2019 und wohl noch über viele weitere Jahre hinaus weiter steigen wird. Denn trotz der zahlreichen Berichte über die Anstrengungen vieler Länder, die Quote an Elektroautos und die Stromerzeugung via Solar- und Windkraft zu erhöhen, steigt der Ölbedarf weiter stetig an.

Denn die Weltbevölkerung wächst – vor allem in den ärmeren Schwellen- und Entwicklungsländern, wo eben die fossilen Energieträger eine sehr wichtige Rolle spielen und noch lange Zeit spielen werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien samt Netzen und der Aufbau einer verlässlichen In­frastruktur für E-Autos dürfte viele Staaten finanziell und organisatorisch weit überfordern. Selbst im Pionierland Norwegen, eines der reichsten Länder der Welt, rudert die Elektroautovereinigung zurück. Sogar in diesem dünn besiedelten Land, das dank Wasserkraft Elektrizität in Hülle und Fülle hat, kommt man mit dem Ausbau der Ladesäulen nicht schnell genug voran. Und selbst für den Fall, dass die Infrastruktur in den meisten Ländern bereitgestellt werden kann, müssten noch hunderte Millionen von Autofahrern, die bisher auf Benziner oder Dieselmodelle gesetzt haben, von den Vorzügen der E-Mobilität überzeugt werden – eine weitere Mammutaufgabe.

Wird Öl knapp?
Doch selbst für den Fall, dass E-Autos eine Erfolgsstory werden, muss Aktionären von Öl- und Gasproduzenten nicht bange werden: In der Schifffahrt, im Flugverkehr, der Wärme- und Strom­erzeugung oder in der industriellen und chemischen Verarbeitung – Rohöl wird auch in den kommenden Jahrzehnten gebraucht werden – und zwar in Massen. Doch ob die Ölindustrie auch tatsächlich über Jahre hinweg ausreichend Rohöl liefern kann, bezweifeln mittlerweile nicht wenige Experten. So hat etwa Total-Chef Patrick Pouyanne erklärt, dass es seiner Ansicht nach noch in diesem Jahrzehnt einen Engpass beim Schmierstoff für die Weltwirtschaft geben wird.

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Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Während auf der einen Seite die Ölnachfrage kontinuierlich anzieht – sofern es nicht zu einem konjunkturellen Schock kommt –, kann das Angebot wegen der nordamerikanischen Frackingindustrie zwar kurzfristig ebenfalls erhöht werden, wohl aber kaum nachhaltig. Denn seit Jahren wurde kein größerer Ölfund mehr bekannt gegeben. Dies ist natürlich auch wenig verwunderlich angesichts von Investitionskürzungen der Ölindustrie im Volumen von einer Billion (!) Dollar seit dem Ölpreisverfall 2014.

Zu niedriger Preis für große Ölfunde
Für Shell, Exxon, BP und Co ist diese Zurückhaltung auch nachvollziehbar: Größere Vorkommen werden mittlerweile fast nur noch in der Tiefsee oder schwer erschließbaren Regionen wie der Arktis vermutet. Doch um diese Ressourcen profitabel ausbeuten zu können, reichen Ölpreise von 40 bis 60 Dollar nicht einmal annähernd aus.

Daher könnte es durchaus noch eine ganze Weile dauern, bis die Öl-Riesen ihre Ausgaben für die Erkundung und Erschließung neuer Vorkommen wieder nachhaltig hochfahren. Gut möglich, dass es daher 2019 oder womöglich sogar schon 2018 zu einer Phase kommt, in der die anziehende Nachfrage dauerhaft das Angebot übersteigt.
Darüber hinaus warnen immer mehr Experten vor einer Zuspitzung des Konflikts zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, zwei der weltweit wichtigsten Öl- und Gasproduzenten, der sich bisher „nur“ in Stellvertreterkriegen in Syrien und Jemen entlädt.

Und auch rein charttechnisch betrachtet, sieht es für den Ölpreis derzeit gut aus. Der Aufwärtstrend ist intakt und der Kurs nähert sich nun einem Bereich, in dem es fast gar keine ernst zu nehmenden Widerstände mehr gibt.

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Dieser Artikel war Teil der am 3. Januar veröffentlichten Ausgabe 02/2018, in der Sie erfahren, bei welchen Öl-Aktien sich Anleger jetzt positionieren sollten und wie die Aussichten für DAX, Dow, Bitcoin & Co 2018 sind.

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