Der US-Supreme Court hat jüngst eine wichtige Entscheidung im langwierigen Rechtsstreit zwischen Nvidia und einer Gruppe von Aktionären getroffen. Der Chip-Riese steht im Mittelpunkt einer Sammelklage, in der ihm vorgeworfen wird, den Umfang seiner GPU-Verkäufe an Kryptowährungs-Miner verschleiert zu haben.
Die Klage, die erstmals 2018 eingereicht wurde, wirft Nvidia vor, den Umfang seiner GPU-Verkäufe an Kryptowährungs-Miner absichtlich heruntergespielt zu haben. Dies geschah während eines Hypes auf dem Kryptomarkt, als Miner massenhaft GPUs kauften, um Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum zu schürfen.
Aktionäre behaupten, dass das Unternehmen seine Mining-Einnahmen um mehr als eine Milliarde US-Dollar zu niedrig angegeben habe, um den Aktienkurs künstlich zu stützen, als der Kryptomarkt Ende 2018 zusammenbrach.
Nachdem die Klage 2021 zunächst abgewiesen worden war, ließ ein Berufungsgericht 2023 die Fortsetzung zu. Nvidia scheiterte nun mit einer Berufung vor dem Obersten Gerichtshof, der am 11. Dezember 2023 ohne Begründung entschied. Die Ablehnung lässt das Urteil des Berufungsgerichts bestehen und ebnet den Weg für eine Fortsetzung des Verfahrens.
Ein Sprecher von Nvidia zeigte sich enttäuscht: "Wir hätten uns eine Entscheidung in der Sache gewünscht, die die Abweisung der Klage bestätigt. Dennoch sind wir voll und ganz bereit, unsere Verteidigung fortzusetzen". Nvidia betonte auch die Wichtigkeit von klaren und vorhersehbaren Standards im Wertpapierrecht, um Aktionäre zu schützen.
Die Kläger berufen sich auf mehrere Quellen, darunter Aussagen ehemaliger Nvidia-Manager und einen Bericht der Bank of Canada. Letzterer behauptet, dass Nvidia die Einnahmen aus dem Krypto-Mining um 1,35 Milliarden Dollar zu niedrig angegeben habe. Rückenwind bekamen die Aktionäre auch vom US-Justizministerium und der Börsenaufsicht SEC, die Nvidias Argumente gegen die Klage als „ohne Bezug zu den vorliegenden Fakten“ bezeichneten.
Bereits 2022 hatte Nvidia 5,5 Millionen Dollar an die SEC gezahlt, um Vorwürfe beizulegen, das Unternehmen habe nicht ausreichend über die Bedeutung des Kryptowährungsmarktes für sein Gaming-Geschäft informiert. Nvidia hat damals weder ein Fehlverhalten zugegeben noch die Vorwürfe zurückgewiesen, sondern die Strafe akzeptiert.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Nvidia letztlich Recht bekommt, ist mit dem Urteil des Obersten Gerichtshofs deutlich gesunken. Doch selbst wenn sich die Vorwürfe als berechtigt erweisen sollten, dürfte dies ein Unternehmen, das allein im dritten Quartal einen Nettogewinn von 19,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat, kaum treffen. Investierte Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.