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Northern Data: FT, Wirecard und ein gestutztes Einhorn

Northern Data: FT, Wirecard und ein gestutztes Einhorn
Foto: iStockphoto
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17.07.2020 ‧ Leon Müller

Der Sturz der Northern Data-Aktie setzt sich auch am letzten Handelstag der Woche fort. Am Mittwoch hatte ein Bericht Zweifel am Geschäftsmodell und den Prognosen des Unternehmens in die Öffentlichkeit getragen. DER AKTIONÄR griff die Story auf, woraufhin der Kurs in sich zusammenbrach. Jetzt schließt sich die renommierte Financial Times mit ihrer Berichterstattung an.

Nach Wirecard gerät binnen weniger Wochen die zweite deutsche Tech-Aktie in schwieriges Fahrwasser. Während Wirecard kurz vor der Lesung der letzten Messe steht, ist die Sachlage bei Northern Data noch vollkommen unklar. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Prognosen zu optimistisch formuliert zu haben und unklar über den wahren Zustand des gegenwärtigen Geschäfts zu berichten. Kurz vor dem Einbruch überschritt das Unternehmen, das im weniger stark regulierten Börsensegment m:access notiert, erstmals die Milliardengrenze. Firmen, die diesen Status erreichen, werden als Einhörner bezeichnet. Jetzt ist Northern Data ein gestutztes Einhorn.

FT springt auf Zug an

Tom Braithwaite schreibt in der Financial Times, Investoren würden jetzt Zeit benötigen, um die Fakten zu sortieren und sich ein Bild zu machen. Er zitiert Maximilian Martin, Leiter der Finanzabteilung bei Northern Data mit den Worten: "Das ist ein sehr unangenehmer Zeitpunkt. Es gibt den anonymen Trollen eine Macht des Einflusses. Ich bin nicht beunruhigt, weil ich weiß, dass wir keine Kriminellen sind - das ist der größte Punkt der Differenzierung. Wir sind so transparent, wie es nur geht." Damit bezieht er sich auf den Fall Wirecard.

NORTHERN DATA INH (WKN: A0SMU8)

Zu viel Optimismus

Kern der Kritik ist die aggressive Kommunikationspolitik bezüglich der Unternehmensziele. Northern Data erwirtschaftete (damals noch als Northern Bitcoin) einen Umsatz von 10,1 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag lag beinahe ebenso hoch. Die Firma weist einen Jahresverlust in Höhe von 8,6 Millionen Euro für 2019 aus. Jetzt soll nach Übernahme von Whinstone plötzlich alles anders werden. Die neu formierte Northern Data soll 2020 130 Millionen Euro erlösen und dabei ein EBITDA von etwa 50 Millionen Euro erwirtschaften. Das ist ambitioniert und rechtfertigt bestenfalls bei Erreichen eine Bewertung, wie sie auf dem Höhepunkt erreicht wurde.

DER AKTIONÄR bleibt bei seiner kritischen Haltung zu Northern Data. Am Mittwoch hatte die Redaktion unmittelbar nach Veröffentlichung des kritischen Berichts auf der Plattform Medium.com die Aktie bei 68,60 Euro zum Verkauf empfohlen. Im Anschluss beschleunigte sich der Kursverfall rapide. Die bisher veröffentlichte Erklärung des Managements am Donnerstag (hier zum Artikel auf der Unternehmensseite) räumt die Zweifel nicht aus. Die Kursentwicklung im Anschluss lässt den Schluss zu, dass das auch in größeren Kreisen so gesehen wird. DER AKTIONÄR, der vor Wochen bereits seine Fragen an Northern Data gerichtet hatte, hat diese Fragen nun erneuert und erweitert.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Magazins DER AKTIONÄR wieder. Autoren anderer Publikationen der Börsenmedien AG, insbesondere des maydornreport und des Hot Stock Report, können eine abweichende Meinung zu Northern Data einnehmen. Abonnenten dieser Dienste werden entsprechend direkt von den jeweiligen Autoren informiert.

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