So schlecht war die Stimmung für die Aktie von Nordex schon lange nicht mehr. Nach der Gewinn- und Umsatzwarnung vor wenigen Tagen stürzte das Papier um mehr als 38 Prozent ab. Im Anschluss legten die Analysten nach und schraubten ihre Kursziele für die Aktie nach unten. Viele der Analysten übten in den letzten Tagen scharfe Kritik am Nordex-Management. Der Hauptschuldige für die Misere war schnell ausgemacht: Lars Bondo Krogsgaard.
Schöne Story, aber…
Dabei hatte alles so gut angefangen als Krogsgaard vom Vertriebsvorstand zum CEO bei Nordex aufstieg. Gute Zahlen, hinzu kam die Übernahme der Windsparte von Acciona. Die Analysten spendeten Applaus. Auch DER AKTIONÄR war weiterhin von einem steigenden Kurs der Nordex-Aktie überzeugt. Die Übernahme von Accionas Windsparte wurde anfangs noch als guter Deal bestaunt, die Integration verlief jedoch schleppend. Die Börse wurde zunehmend skeptischer, jeder Ausbruchsversuch der Aktie misslang und entpuppte sich als Fehlsignal.
Krogsgaard steht in der Kritik
In den letzten Monaten konnte Nordex immer wieder neue Aufträge einsammeln, jedoch konnte die Aktie am Markt keinen Boden gut machen.
Als das Management dann vor wenigen Tagen die Prognose nach unten schraubte, war der Glanz völlig verblasst. Holger Fechner von der NordLB reduzierte in Anschluss an die neuesten Entwicklungen bei Nordex sein Kursziel von 25 Euro auf 15 Euro. „Es bleibt abzuwarten, ob der Windanlagenhersteller angesichts der eingetretenen Probleme - deutliche Volumeneinbußen aufgrund von Projektverschiebungen in den Kernmärkten Brasilien, Indien und Südafrika / Preisdruck - nach dem Übergangsjahr 2017 wieder in die Erfolgsspur eintreten kann“, so Fechner in seiner aktuellen Studie.
Analysten reduzieren ihre Kursziele
Barclays sieht sogar nur 11 Euro als faire Bewertung für Nordex. Die Kennziffern des Herstellers von Windkraftanlagen und der Ausblick auf das laufende Jahr seien besorgniserregend in punkto Cashflow 2017, schrieb Analyst David Vos in einer Studie.
Am Donnerstag legte Goldman Sachs nach und nahm Nordex sogar von der wichtigen "Conviction Buy List". Das Kursziel senkte Analyst Manuel Losa von 31 auf 13 Euro. Mit seinen deutlich reduzierten Ergebnisschätzungen für die Jahre bis 2020 trage er den neuen Zielen des Windturbinenherstellers Rechnung, schrieb der Experte in einer Studie.
Die Aktie markierte ihr Tief am 27. Februar bei 12,41 Euro.
Vertrauen zurück gewinnen
Krogsgaard will Nordex jetzt auf Profit trimmen. Dass Luft nach oben ist, zeigt der Vergleich mit Vestas. Seitdem Anders Runevad das Steuer beim Marktführer übernommen hat, kletterte die Marge immer weiter nach oben. Zuletzt erzielte Vestas 13,9 Prozent EBIT-Marge. Nordex kommt dagegen nur auf rund 8 Prozent Prozent. Krogsgaard will mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken. Von 30 Millionen Euro ist die Rede. Neue Windanlagen will Nordex aller Voraussicht nach 2019 auf den Markt bringen. Es wird sicherlich schwer, für Krogsgaard und sein Team das verlorene Vertrauen am Kapitalmarkt zurück zu gewinnen.
Eine Spekulation ist Nordex allemal wert…
Zugegeben, Nordex kommt in interessante Kursregionen. Eine erneute Investition ist verlockend. Zumal die Stimmung für die Aktie so schlecht ist wie schon lange nicht mehr. Viele Analysten haben ihre Bewertungsmodelle angepasst, die Kursziele zum Teil dramatisch reduziert. Eine aktuelle Börsenbewertung von 1,4 Milliarden Euro für einen möglichen Umsatz für 2017 von 3,3 oder 3,6 Milliarden Euro ist nicht zu viel. Vestas kommt bei einem geschätzten Umsatz von etwas 10,0 Milliarden Euro auf einen Börsenwert von 15,5 Milliarden Euro.
Bei Kursen zwischen 14,00 Euro und 14,50 Euro können spekulative Anleger versuchen, einen Fuß in die Tür zu stellen und eine erste Teil-Position bei Nordex eingehen. Kann die Aktie über die nächsten Wochen dann einen neuen Aufwärtstrend etablieren, wird die Position ausgebaut. Der Stopp wird auf 12,30 Euro festgesetzt.
Vestas sieht dagegen weitaus besser aus. Die Aktie hat die Nase gegenüber Nordex deutlich vorne. Das Papier hat vor kurzer Zeit die wichtige 200-Tage-Line durchbrochen und läuft in einem schönen Aufwärtstrend weiter nach oben. Halten!