Zuerst die gute Nachricht: Nokia hat im ersten Quartal 2020 einen operativen Gewinn von 116 Millionen Euro erzielt, nach 59 Millionen Euro Verlust im Vorjahresquartal. Das honorieren die Anleger bei der Aktie zunächst mit knapp drei Prozent Kursanstieg. Die schlechte Nachricht: Mit 4,9 Milliarden Euro erwirtschaftete der finnische Netzwerkausrüster von Januar bis März bereits drei Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Die Corona-Auswirkungen sollen aber erst noch kommen.
Lediglich 200 Millionen Euro weniger Umsatz sind bisher auf die Folgen von Covid-19 zurückzuführen. Im laufenden Quartal rechnet Nokia aber mit größeren Auswirkungen. Der prognostizierte Gewinn je Aktie fürs Gesamtjahr sinkt von 0,25 Euro auf 0,23 Euro, die Umsatzmarge von 9,5 auf 9 Prozent.
Um die negativen Folgen aufzufangen, hat Nokia 1,3 Milliarden Euro Barmittel zur Verfügung. Gestärkt wird die Liquidität auch durch einen EZB-Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro. Zusätzlich stehen weitere 1,5 Milliarden Euro an noch nicht genutzten Kreditlinien zur Verfügung.
Nokias Hoffnungsschimmer sind die „5G Powered By ReefShark“-Hochleistungs-Funkantennen. Deren installierte Anzahl konnte der Konzern im Vergleich zum vierten Quartal 2019 von zehn auf 17 Prozent fast verdoppeln. Auch der Umsatz mit Geschäftskunden stieg um 20 Prozent auf 311 Millionen Euro. In der Krise brauchen die Unternehmen stabile Firmennetzwerke für die Homeoffices.
Nokia hat aktuell 70 neue 5G-Ausbauverträge in der Tasche und bereits 21 Netzwerke in Betrieb. Euphorie kommt bei den Prognosen aber trotzdem nicht auf. Im 5G-Wettbewerb hinken die Finnen (28 Prozent der ausgeschriebenen Aufträge) ihren Konkurrenten Huawei (38 Prozent) und Ericsson (34 Prozent) weiter hinterher. Deswegen plant Nokia auch lediglich, seinen Marktanteil von 27 Prozent im 5G-Geschäft zu halten. Die Aktie ist deshalb derzeit kein Kauf, wird vom AKTIONÄR aufgrund der spannenden 5G-Thematik aber weiter beobachtet.