Ein deutliches Kursminus muss der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson am Freitag verkraften. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis hat der Konzern die Erwartungen verfehlt. Dies stößt den Anlegern sauer auf, zumal der ewige Wettbewerber Nokia zuletzt eine Prognoseanhebung angekündigt hatte.
Grund für die schwachen Zahlen sind laut Ericsson Probleme in China. So ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht auf 54,9 Milliarden schwedische Kronen (umgerechnet etwa 5,3 Milliarden Euro) zurück. Das bereinigte EBIT zog zwar um 29 Prozent auf 5,8 Milliarden Kronen an. Von Bloomberg befragte Experten hatten aber mit einem stärkeren Anstieg gerechnet – auch der Umsatz enttäuschte.
„Die größte Unsicherheit für den Aktienkurs liegt derzeit in der Entwicklung in China“, sagte ein Händler. Es sei nicht klar, inwieweit Analysten die schwierige Lage dort schon in den Modellrechnungen haben und es deswegen zu geringeren Ergebnisschätzungen kommen könnte.
Probleme in China
In China musste Ericsson einen heftigen Umsatzrückgang hinnehmen, nachdem das schwedische Unternehmen dort technische Schwierigkeiten bei der Einführung des 5G-Mobilfunknetzes hatte. Deshalb sind einige Kunden abgesprungen. Ericsson bezifferte den Effekt auf den Umsatz daraus in der Mitteilung auf 2,5 Milliarden Kronen. Dazu kommen noch politische Probleme, nachdem sich Schweden dem US-Boykott des chinesischen Netzwerkausrüsters und Handyhersteller Huawei angeschlossen hat. Unternehmenschef Borje Ekholm geht deshalb nicht davon aus, dass sich das Geschäft in China schnell erholt. „Der verloren gegangene Umsatz wird nicht zurückkommen“, sagte er.
Es hänge natürlich davon ab, wie die Aufteilung bei künftigen Ausschreibungen aussehen wird. Aber es sei sinnvoll mit einem geringeren Marktanteil zu rechnen. Während Ericsson in China unter dem Huawei-Bann leidet, könnten die Schweden wie auch andere Hersteller in Europa und den Staaten davon profitieren. Der Einsatz von Huawei-Technologie beim Aufbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes ist auch hierzulande umstritten. Kritiker befürchten etwa, Chinas politische Führung könnte ihren Einfluss auf das Unternehmen nutzen, um die Abhängigkeit europäischer Hightech-Infrastrukturen von dem mächtigen Anbieter zu erhöhen. Huawei seinerseits betonte mehrfach, kein Staatsunternehmen zu sein.
Die schwachen Zahlen sind angesichts der hohen Erwartungen durch die Nokia-Aussagen eine herbe Enttäuschung. Die weiter vorhandenen technologischen Vorteile gegenüber Nokia spiegeln sich derzeit nicht in den Zahlen wider. Ein Neueinstieg bei Ericsson bietet sich deshalb aktuell nicht an.
Mit Material von dpa-AFX