Nahezu unbemerkt vom breiten Anlegerpublikum hat sich dieses Immobilienunternehmen Anfang April auf dem Kurszettel listen lassen. Das Grundkapital belief sich auf fünf Millionen Aktien, der erste Kurs auf 28,50 Euro. Auf einen kurzen schnellen Anstieg folgte ein Rücksetzer auf die Erstnotiz. DER AKTIONÄR nutzte die Gunst der Stunde und empfahl die Aktie vor zwei Wochen zum Kauf. Seitdem hat der Kurs um 25 Prozent zugelegt.
Riesiger Erfahrungsschatz
Bei dem besagten Unternehmen handelt es sich um die Publity AG, die seit 15 Jahren auf dem gewerblichen Immobilienmarkt aktiv ist. Die Firma erwirbt notleidende Darlehen (NPL) und Immobilien aus Notsituationen für selbst entwickelte Wertpapiere (Fonds), die von privaten und institutionellen Anlegern finanziert werden. In den vergangenen Jahren verwaltete Publity NPLs und Immobilien im Volumen von mehr als vier Milliarden Euro und kaufte 543 Immobilien, von denen 520 nach einer durchschnittlichen Haltefrist von 16 Monaten mit einer durchschnittlichen Wertsteigerung von 27 Prozent wieder verkauft wurden.
Publity profitiert dabei vom Netzwerk des Konzernchefs Thomas Olek, der zwischen 1998 und 2002 als Berater der SachsenLB tätig war und so Zugang zu den Workout-Abteilungen der Banken erhielt. Zudem war Olek, der 72 Prozent an der Firma hält, lange Jahre Mitglied im Bankenverband. Ein weiteres Asset der Gesellschaft ist die extrem hohe Transaktionsgeschwindigkeit: Innerhalb weniger Wochen können Immobiliendeals abgeschlossen werden, zudem zahlt die Gesellschaft immer sofort und, auch wichtig, ausschließlich mit Cash. So sind attraktive Ankaufrenditen möglich, die laut Vorstand Olek zwischen 6,5 und 9,5 Prozent liegen.
Neue Triebfeder
Mit dem Brot- und Buttergeschäft verdiente Publity etwa vier Millionen Euro pro Jahr, vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Da dieses Business aber wenig Steigerungspotenzial hatte, haben Olek und sein Team 2014 ein zweites Standbein aufgebaut: Co-Investments. Publity beteiligt sich hierbei mit einem geringen Prozentsatz am Erwerb der Objekte und übernimmt dann das umfassende Asset-Management der Immobilien. Die Einnahmen resultieren aus einer Abschlussprovision (0,5 bis 1,0 Prozent), einer Asset-Management-Gebühr (0,5 bis 0,6 Prozent pro Jahr) und einer attraktiven Gewinnbeteiligung (circa 20 Prozent) bei der Veräußerung von Immobilien.
Mit einem amerikanischen Hedgefonds wurde 2014 ein erstes Joint Venture mit einem Volumen von 300 Millionen Euro gegründet. Zwischenzeitlich wurde das Ziel des Investors sogar auf eine Millarde Euro angehoben. Zudem ist sich Publity mit einem weiteren Hedgefonds einig, der über die nächsten fünf Jahre einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag investieren will.
Explosionsartige Gewinnentwicklung
Analyst und Immobilienexperte Andre Remke von Baader sieht im Joint-Venture-Geschäft erhebliches Gewinnpotenzial. Er schätzt, dass die Umsätze zwischen 2015 und 2017 von circa zehn Millionen Euro auf 52 Millionen Euro steigen, der Reingewinn im gleichen Zeitraum von 2,8 auf 30 Millionen Euro explodiert. Dies erlaube es dem Unternehmen, eine höchst attraktive Dividende pro Aktie auszuschütten. Nachdem Publity in den letzten drei Jahren immer 56 Cent pro Aktie ausschüttete, rechnet Remke für 2015 mit einer Dividende von etwa zwei Euro. Die sollte dann bis 2017 auf rund vier Euro klettern, was auf dem aktuellen Kursniveau einer Dividendenrendite von 14 Prozent entspricht.
Remke kommt in seiner Erststudie auf eine Bewertungsspanne zwischen 211 und 308 Millionen Euro. Bei 5,5 Millionen Aktien – es gab zwischenzeitlich eine zehnprozentige Kapitalerhöhung – entspricht dies einem Kursziel zwischen 37,80 Euro und 56,50 Euro. Im besten Fall könnte sich die Aktie somit verdoppeln.
Volle Pipeline
Voraussetzungen für eine solche Bewertung seien aber, so Remke, "Ankäufe für das erste Joint Venture, weitere Aufträge im institutionellen Geschäft und der Beweis einer Veräußerungserfolgsgeschichte bei größeren Portfolios." Laut Vorstand Olek ist man auf einem guten Weg: "Publity befindet sich in exklusiven Verhandlungen über den Ankauf von Objekten im Wert von 800 Millionen Euro." Bis Ende September sollen die Verträge unter Dach und Fach gebracht sein. Für das Jahresende 2015 ist die Milliarde "ein klar gestecktes Ziel", so der Konzernchef.
Rücksetzer zum Einstieg nutzen
Publity verfügt über einen beeindruckenden Track Record. Olek und seiner Mannschaft ist es daher zuzutrauen, die neue Strategie erfolgreich umzusetzen, die Gewinne erheblich zu steigern und somit nachhaltig hohe Dividenden auszuschütten. Nachdem die Aktie schon so stark gestiegen ist, wäre ein Rücksetzer ideal. Welches Kursziel DER AKTIONÄR sieht und was Vorstand Olek zur Aktie sagt, lesen Sie in Ausgabe 29.