In Hollywood herrscht dicke Luft. Der seit Mai anhaltende Autorenstreik konnte aufgrund festgefahrener Positionen der Verhandlungsparteien bislang nicht gelöst werden. Film- und Serienstudios haben mit Produktionsverzögerungen zu kämpfen, Streaming-Anbieter wie Netflix fürchten um ihren Content.
Heute wollen sich die Unterhändler erneut treffen, eine Gelegenheit für das Papier von Netflix wieder in Schwung zu kommen?
Wie die Nachrichtenagentur Reuters gestern berichtet hat, wollen sich heute Vertreter der Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA) und dem Interessensverband Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) treffen. Die Initiative zu einer neuen Gesprächsrunde soll von den Vertretern der Hollywood-Studios ausgegangen sein.
Seit mehr als 100 Tagen streiken rund 12.000 Autoren und legen so die Produktionen zahlreicher Film-, Fernseh- und Streaming-Formate lahm. Vor allem im Herbst droht dem klassischen Fernsehen in den USA eine Content-Flaute. Aber auch bei Streaming-Anbietern wie Netflix, Disney, Paramount und Warner Bros. Discovery greift die Furcht vor Lücken im Angebot um sich: Wer im hart umkämpften Geschäft nicht ständig neue, möglichst attraktive Inhalte liefern kann, droht seine Kunden zu verlieren.
Die Forderungen der Drehbuchautoren belaufen sich laut Berechnungen der AMPTP auf etwa 430 Millionen Dollar. Rund ein Fünftel der Summe hatte der Interessensverband seinen Autoren bislang angeboten. Viel zu wenig, fanden Mitte Juli auch die Schauspieler, die sich zum ersten Mal seit 60 Jahren dazu entschieden haben, ebenfalls die Arbeit niederzulegen und sich mit ihren Autorenkollegen zu solidarisieren. Darunter auch prominente Stars wie Rosario Dawson und George Clooney.
Sollte es heute zu einem Verhandlungsdurchbruch kommen, wäre das eine Erleichterung für alle Beteiligten. Einen ersten Schritt sollen die Gewerkschaften gemacht haben, die offenbar von ihrer jährlich bis zu einer Milliarde Dollar teuren Maximalforderung abgerückt sind. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass insbesondere diejenigen Studios und Streaming-Anbieter, die sich mit ihren Content-Bibliotheken noch gut aufgestellt sehen, auf Zeit spielen:
Warner Bros. Discovery soll durch den Streik bislang 100 Millionen Dollar eingespart haben. Kurioserweise könnte ein längerer Streik also sogar dazu führen, dass die Ertragsseite großer Studios und Streaming-Anbieter in den kommenden Quartalsberichten besser ausfällt als bislang kalkuliert.
Im Zweifel aber gilt: Unsicherheit jeder Art ist Gift für den Markt. Eine Einigung oder wenigstens eine weitere Annäherung könnte daher in der Tat zu Entspannung auch in der Aktie von Netflix führen. Eine solche käme genau zur rechten Zeit, denn die seit dem jüngsten Quartalsbericht anhaltende Konsolidierung der Aktie bedroht inzwischen die wichtige 50-Tage-Linie.
Der Markt ist durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Rating-Agentur Fitch ohnehin bereits verunsichert genug, eine Einigung im Autoren- und Schauspielerstreik könnte wenigstens in der Unterhaltungsbranche für Entspannung und einen Auspreisen in den Aktien aktuell eingepreister Unwägbarkeiten sorgen.
Bereits investierte Anleger bleiben in der Empfehlung von DER AKTIONÄR investiert, lassen ihre in diesem Jahr beachtlichen Gewinne laufen und beachten den Stopp bei 306 Euro (337 Dollar).
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.