Der kanadische Dienstleister für E-Commerce-Zahlungen konnte trotz mehrfacher Verlängerung keinen testierten Jahresabschluss für das Ende Oktober zu Ende gegangene Geschäftsjahr vorlegen. Die Börsenaufsicht British Columbia Securities Commission (die BCSC) hat nun die Geduld verloren und am Donnerstag eine Handelsaussetzung veranlasst. Die Aktie crashte daraufhin im deutschen Handel um mehr als 50 Prozent. Wie es weitergehen könnte.
Auch für das erste Geschäftsquartal November bis Januar fehlen testierte Belege. In Deutschland wurde das bei Spekulanten beliebte Papier ebenfalls vom Handel ausgesetzt. Letzte Kurse wurden in Frankfurt am Freitag bei 0,21 Euro festgestellt.
NetCents Technologies wollte eine "universelle Infrastruktur für das Bezahlen mit Kryptowährungen" aufbauen – rund um den Erdball. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als "nutzerfreundlich, entwicklerfreundlich, kommt technologischen Analphabeten entgegen" und wollte das Leben im Geschäftlichen wie auch im Alltag erleichtern.
Man beschäftigt laut Aussagen auf der NetCents-Homepage "ein Weltklasse-Team von Elite-Ingenieuren, Vordenkern, Deep-L-Liebhabern, Meme-Enthusiasten und Techies", die eines gemeinsam haben: die Online-Zahlungen einfacher zu machen.
Vergessen wurde offenbar Personal für die Buchführung. "Angesichts der Komplexität und Art des Geschäfts von NetCents und anderer Faktoren" war das Unternehmen nicht in der Lage, dem Abschlussprüfer rechtzeitig die erforderlichen Unterlagen vorzulegen. Nun sucht NetCents aktiv nach zusätzlichen Ressourcen.
In einer Mitteilung heißt es: "Das Management möchte den Aktionären mitteilen, dass dem Wirtschaftsprüfer alle für den Abschluss des Audits erforderlichen Unterlagen zur endgültigen Prüfung vorgelegt wurden."
Der Wirtschaftsprüfer schätzt, dass das Audit bis zum 15. Mai 2021 abgeschlossen werden wird. Sobald das Audit abgeschlossen und der BSCS vorgelegt wird, soll die Handelsaussetzung aufgehoben werden. Auch eine erneute Verlängerung ist laut dem Unternehmen jedoch möglich.
Was die Prüfung dann zutage fördert, steht noch in den Sternen. Selbst wenn die Handelsaussetzung aufgehoben werden sollte und die NetCents-Aktie vorübergehend wieder notiert wird, bleibt die Zukunft des Finanzdienstleisters ungewiss. Ein Unternehmen, das über Monate hinweg immer wieder Fristverlängerungen für Jahres- und Quartalsabschlüsse verlangte, scheint nicht über die geeignete Basis für ein tragfähiges Geschäft zu verfügen.
Zu befürchten steht, dass die NetCents-Aktie endgültig zum Spielball von Zockern verkommt. DER AKTIONÄR hatte mehrfach, zuletzt im Februar auf die Probleme des kanadischen Krypto-Zahlungsdienstleisters hingewiesen. Damals verkündete NetCents noch, aus der NC Exchange eine White-Label-Kryptobörse machen zu wollen und diese anderen Unternehmen und Partnern anzubieten. Ob diese Pläne jemals umgesetzt werden, steht in den Sternen.
Fazit: Weiterhin lassen Anleger am besten die Finger von der NetCents-Aktie. Wer langfristig auf die Megatrends Payment und Krypto setzen will, ist mit Branchenfavorit Paypal und einer kleinen Bitcoin- oder Ethereum-Position als Depotbeimischung besser bedient.
Tipp: Kryptowährungen gelten derzeit als heißeste Anlagemöglichkeit. Der Trend ist klar: Das digitale Geld ist in den Köpfen und den Depots der Anleger angekommen – nicht zuletzt aufgrund der berauschenden Entwicklung der letzten Monate.
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