Von Judith Evans
Financial Times
Übersetzung: Stefanie Konrad
Der weltweit größte Lebensmittelkonzern hebt seine Umsatzprognose für das Jahr an, muss aber Einbußen bei den Gewinnmargen hinnehmen. Nestlé hat die Preise für seine Produkte in der ersten Jahreshälfte um 6,5 Prozent erhöht. Damit gibt erneut ein Unternehmen die steigenden Kosten an die Verbraucher weiter.
Trotz der steigenden Preise für Lebensmittel- und Getränkemarken wie KitKat, Nescafé, Maggi-Nudeln und Purina-Tiernahrung kaufen die Verbraucher weiterhin Nestlé-Produkte. Der Konzern konnte so sein Umsatzvolumen um 1,7 Prozent steigern.
Das flächenbereinigte Nettoumsatzwachstum ist daher um 8,1 Prozent gestiegen, woraufhin Nestlé seine Umsatzprognose für das Jahr angehoben hat.
Das Unternehmen folgt damit seinen Konkurrenten wie Kraft Heinz, Danone, Unilever und Mondelez, die alle starke Preiserhöhungen für ihre Produkte gemeldet und ihre Prognosen für das Jahr angehoben haben. Die Verbraucher scheinen die höheren Preise für Supermarktprodukte weitgehend akzeptiert zu haben. Allerdings haben sie ihre Ausgaben in anderen Bereichen gesenkt, wie zum Beispiel bei Kleidung.
Das Unternehmen mit Sitz in Vevey, in der Schweiz, erklärte jedoch, dass seine Gewinnmargen durch den rasanten Anstieg der Inputkosten wie Rohstoffe, Energie und Frachtkosten geschmälert wurden. Die zugrundeliegende operative Gewinnmarge sank um einen halben Prozentpunkt auf 16,9 Prozent, was „die zeitliche Verzögerung zwischen Kosteninflation und Preisanpassungen widerspiegelt“.
Die Margen für das Gesamtjahr werden nach Angaben des Unternehmens bei 17 Prozent liegen und damit am unteren Ende der zuvor prognostizierten Spanne von 17 bis 17,5 Prozent. Der Umsatz sollte jedoch steigen. Nestlé rechnet für das Jahr mit einem flächenbereinigten Nettoumsatzwachstum von 7 bis 8 Prozent, statt der zuvor angekündigten 5 Prozent.
„Angesichts der starken Inflation werden die Preise in diesem Jahr eine große Rolle spielen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Mark Schneider gegenüber Reportern. „Natürlich tun wir alles, was wir können, um die Verbraucher vor steigenden Preisen zu schützen, aber wir müssen auch unser Unternehmen schützen.“
Schneider sagte, es gebe nur „sehr wenige“ Anzeichen dafür, dass Haushalte auf billigere Produkte umsteigen. Das bedeutet aber nicht, dass dies in Zukunft nicht der Fall sein könnte.
Besonders stark waren die Umsatzzahlen bei der Nestlé-Tiernahrung Purina und bei Süßwaren. Am Anfang der Pandemie war der Umsatz in diesem Bereich zurückgegangen, weil die Kunden weniger Schokoriegel für unterwegs kauften. In den ersten sechs Monaten verzeichneten Süßwaren aber ein „zweistelliges“ Umsatzwachstum. Auch der Umsatz von Kaffee war stark. Zum Teil ist das darauf zurückzuführen, dass die Verbraucher wieder in Cafés und Restaurants gehen können.
Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy sagte, dass die Veränderungen, die unter Schneider in den letzten fünf Jahren vorgenommen wurden, einschließlich der Verlagerung eines Fünftels des Portfolios in wachstumsstärkere Kategorien, „Nestlé helfen werden, die aktuell schwierige Lage zu meistern“.
Die Aktie des Unternehmens fiel im Morgenhandel um 1,98 Prozent.
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