Nestlé produziert mittlerweile in 30 eigenen Fabriken in China zahlreiche Nahrungsmittel des täglichen Lebens. Ausgenommen hiervon sind bislang Kaffeeprodukte, eine Kernkompetenz der Schweizer. Das soll sich nun ändern.
Für den weltgrößten Nahrungsmittelhersteller Nestlé stellt das Geschäft mit Kaffee einen wichtigen Geschäftsbereich dar. Im wichtigen Markt in Asien gründen die Schweizer nun ein zukunftsträchtiges Joint-Venture.
Aufbau der Kaffeekultur
In China werden pro Person jährlich nur drei Tassen Kaffee getrunken. Zum Vergleich: Die Finnen als führende Kaffeekonsumenten schlürfen rund 1.300 Tassen des koffeinhaltigen Heißgetränks im Jahr. Das Potenzial in China ist also riesig. Nicht umsonst will Nestlé sein Kaffee-Geschäft in dieser Region weiter ausbauen. Vor Ort soll ein „Nescafé Coffee Centre" entstehen. Die Schweizer gelten als Erfinder des Instantkaffees, der heute in 180 Ländern und in zig Variationen erhältlich ist. Mittlerweile zählen die Produkte zu den wichtigsten Marken des Konzerns. Mit dem aktuellen Schritt wollen die Schweizer den chinesischen Kaffeebauern beim Anbau unter die Arme greifen. Und: Natürlich soll die Werbetrommel für das Produkt Kaffee kräftig gerührt werden. Eigens hierfür wird ein Institut für Kaffeekultur und ein Verbraucherzentrum errichtet. Zahlen zu dem Projekt nannte Nestlé keine. Der Konzern will im neuen Zentrum jährlich über 5000 Kaffeebauern, Agronomen und Profis für den Kaffeemarkt ausbilden.
Zähe Tiefkühlkost
Heißumkämpft ist indes eine andere Sparte des Konzerns. So hat die US-Bank JPMorgan ihre Einstufung für Nestlé nach Branchendaten zum Lebensmittel- und Konsumgütermarkt in den USA auf "Overweight" belassen. Das Wachstum habe sich in den USA wegen der Abschwächung bei allen Tiefkühlprodukten zuletzt verlangsamt, schrieb Analystin Celine Pannuti. Das Geschäft mit Babynahrungsmitteln habe sich zwar behauptet und das Wassergeschäft sich verbessert. Insgesamt habe der Konzern aber Marktanteile abgeben müssen.
Richtiger Schritt
Der Aufbau einer kleinen Kaffeekultur in China birgt großes Potenzial auch für einen Milliardenkonzern wie Nestlé. Die Einführung neuer Kaffeesorten sowie die Erweiterung der Nespresso-Kette dürfte dem soliden, aber schwerfälligen Wachstum von Nestlé befeuern. Die Aktie bietet sich vor allem für Value-Investoren an.