Washtec will mit einem Effizienzprogramm die Gewinnmarge nachhaltig steigern. Dreht der Spezialist für Fahrzeugwäsche an den richtigen Schrauben, dürfte die Aktie durchstarten. DER AKTIONÄR hat den Nebenwert unter die Lupe genommen.
Das Auto ist der Deutschen „liebstes Kind“. Entsprechend viel wird in Wartung und Pflege investiert – nicht nur im Frühling und Sommer. Im Winter geht es zwar nicht darum, das eigene Fahrzeug täglich auf Hochglanz zu polieren. Gut gereinigte Front-, Heck- und Seitenscheiben, saubere Außenspiegel, schmutzbefreite Beleuchtung und Blinker sind aus Sicherheitsgründen dennoch unverzichtbar. Nicht nur, weil für das Fahren eines Pkws mit verschmutzter Beleuchtung inzwischen bis zu 35 Euro Bußgeld fällig werden.
Das spielt der Washtec AG in die Karten. Die Augsburger sind mit rund 20.000 installierten Autowaschanlagen weltweit führend. Dabei bietet die Gesellschaft ein umfassendes Leistungsspektrum an, von der Finanzierung und Planung der Anlage bis zu deren Betrieb. Abgerundet wird das Paket mit einem entsprechenden Service- und Dienstleistungsprogramm. Das Gros der Umsätze wird dabei mit Neu- und Gebrauchtmaschinen erlöst.
In den vergangenen beiden Jahren lief das Geschäft alles andere als rund. Doch der Vorstand hat an den richtigen Stellschrauben gedreht, um die Rendite zu steigern. Die Kostensenkungsmaßnahmen, unter anderem im Personalbereich, sollten ab 2015 zu nachhaltig steigenden Margen führen.
Kurz vor Weihnachten hat die Gesellschaft die Prognosen für das Jahr 2014 hochgeschraubt. Der Umsatz soll nun bei 300 Millionen Euro liegen, bei einem Anstieg des EBIT auf 20 Millionen Euro. Die EBIT-Marge würde dementsprechend bei 6,6 Prozent liegen (Vorjahr: 5,7 Prozent). „Die Gründe waren ein besser als erwarteter regionaler und Produktmix, gepaart mit einer besseren Entwicklung in Deutschland, Frankreich und den nordischen Ländern sowie einem starken Service- und Chemiegeschäft“, sagt Eggert Kuls vom Warburg Research. „Die neue Guidance beinhaltet die Annahme eines eher starken vierten Quartals mit einem Umsatz von 85 bis 86 Millionen Euro nach einem Umsatz in Höhe von 81,4 Millionen Euro im Schlussquartal des Vorjahres.“ In den Planungen sind die Aufwendungen für das laufende Restrukturierungsprogramm aber noch nicht berücksichtigt. Zuletzt hatte die Gesellschaft das Volumen mit rund drei Millionen Euro beziffert, um ab 2016 jährlich eine ähnliche Summe einzusparen. Warburg-Analyst Kuls rechnet mittlerweile nur noch mit 1,5 Millionen Euro an Aufwendungen.
Doch welche Margen sind mittelfristig möglich? „Die Margen in Kerneuropa lagen vor der Finanzkrise um die zwölf Prozent und im Gesamtkonzern bei rund zehn Prozent“, weiß Warburg-Analyst Kuls. Zweistellige Margen sind auf Sicht aber schwer zu erreichen. „Die zehn Prozent sehe ich als ein Best-Case-Szenario. Mittelfristig sollten Margen über acht Prozent realistisch sein.“
Umsatzseitig dürfte das Wachstum in den kommenden Jahren begrenzt bleiben. In Mitteleuropa werden mehr als 75 Prozent der Umsätze erwirtschaftet. Doch die Märkte sind gesättigt. Daher rücken Regionen wie Nordamerika oder Asien und Pazifik in den Fokus. „Lukrativ wäre zudem ein Hochschrauben der Umsätze mit Consumables – insbesondere mit den Waschchemikalien“, sieht Kuls noch Optimierungspotenzial. Rund zwölf Prozent der Erlöse werden im Bereich „Chemie“ erzielt. Hier verfügt die Gesellschaft über einen eigenen Vertrieb in Deutschland und Vertriebspartner in Europa, mit denen die Kunden gezielt mit Waschchemikalien beliefert werden.
Latente Fantasie gibt es in Sachen Dividende, auch wenn Investoren hier zunächst einen kleinen Dämpfer verkraften müssen. Im vergangenen Jahr wurde die Ausschüttung von 0,32 Euro je Aktie über einen Bonus auf 0,64 Euro verdoppelt. Für 2014 dürfte dieser Bonus wegfallen und eine Dividende von 0,36 Euro je Aktie gezahlt werden. Daraus resultiert eine Rendite von 2,2 Prozent. Angesichts der Aktionärsstruktur mit einer Vielzahl institutioneller Investoren ist hier mittelfristig aber wieder eine höhere Quote möglich.
Washtec befindet sich auf Kurs. Gelingt es dem Vorstand weiter, die eigenen Vorgaben nach Plan umzusetzen, dürfte die Aktie ihre Aufwärtsbewegung mit einer steigenden Marge fortsetzen. Bei der zu erwartenden Rendite dürfte für die Aktionäre auch im nächsten Winter die eine oder andere Autowäsche drin sein.