Richemont sorgt am Montag für ziemlich schlechte Stimmung im Luxussektor. Der Grund sind Zahlen, die knapp an den (hohen) Erwartungen vorbeigeschrammt sind. Die Richemont-Aktie verliert acht Prozent, für LVMH geht es um vier Prozent nach unten, Hugo Boss büßt zwei Prozent ein. Wie sollten Anleger reagieren?
Richemont hat im abgelaufenen Quartal beim Umsatz ein Plus von 14 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, die Analysten hatten mit 5,4 Milliarden Euro gerechnet. Einen Ausblick auf das Gesamtjahr gab es vom Unternehmen wie üblich nicht.
Dass die Aktie von Hugo Boss am Montag deutlich weniger verliert als Richemont, LVMH und Hermès, passt zum bisherigen Verlauf von 2023. Boss hat endlich ein Konzept gefunden, dass die Börse überzeugt. Die Waren kommt derart gut an, dass Hugo Boss die Mittelfristziele bis 2025 merklich angehoben hat – beim Umsatz auf fünf statt vier Milliarden Euro.
Vier Milliarden Euro will der Konzern bereits in diesem Jahr umsetzen. Beim EBIT peilt Boss bis 2025 mindestens 600 Millionen Euro an (vorher: 480 Millionen Euro), was einer Marge von zwölf Prozent entspricht.
Anders als Richemont, LVMH & Co ist Hugo Boss nicht richtig Luxus. Die Kleidung ist schon teurer als viele andere Marken, aber auch für den etwas schmaleren Geldbeutel erschwinglich. Dadurch spricht Hugo Boss mehr Käufer an – und will bei ihnen immer präsenter werden: Boss-Sachen im Büro, in der Freizeit, zu festlichen Anlässen.
Die beiden Marken Boss und Hugo hätten ein Riesenpotenzial, so CEO Daniel Grieder vor Kurzem zum Manager-Magazin. „Und das nutzen wir. Wir haben die Kunden, die unsere Produkte tragen, in den Mittelpunkt unseres Handelns gestellt und wollen sie zu Fans machen.“ Das Unternehmen fertige nicht das, was theoretisch gut sei, sondern das, was nachgefragt werde.
Die Börse ist davon begeistert – die Aktie liegt seit Jahresbeginn 37 Prozent vorne, während LVMH lediglich 26 Prozent und Richemont 18 Prozent gestiegen sind. Teuer ist Hugo Boss aber keineswegs: Das 2024er-KGV liegt bei 17 bei einem erwarteten Gewinnwachstum von 25 Prozent.
Hugo Boss liegt seit der Empfehlung des AKTIONÄR zwar schon 65 Prozent im Plus, ausgereizt ist das Potenzial aber noch keineswegs. Kursziel: 90 Euro, Stopp: 54 Euro.