Ein Umsatzplus von 73 Prozent bescherte der mVISE AG erstmals seit dem Börsengang ein positives EBIT in einem ersten Halbjahr. „Wir sind mit dem ersten Halbjahr sehr zufrieden und sehen, dass die Weiterentwicklung des mVISE-Konzerns der letzten Jahre Früchte trägt“, erklärt mVISE-Vorstand Manfred Götz im Exklusivinterview mit dem AKTIONÄR. Götz, dessen Vorstandsbestellung im August vorzeitig bis Ende 2022 verlängert wurde, kommt bei der Umsetzung der Strategie 2018+ gut voran: „Wir konnten in allen Punkten bereits Erfolge verzeichnen.“ DER AKTIONÄR sprach mit dem mVISE-Vorstand zudem über den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an Just Intelligence, die Auslastung im Beratungsgeschäft und die Kursschwäche der letzten Wochen.
DER AKTIONÄR: Herr Götz, Glückwunsch zur Verlängerung Ihres Vorstandsvertrages um weitere vier Jahre. Welche Ziele haben Sie sich mit der mVISE AG bis Ende 2022 gesetzt?
Manfred Götz: Vielen Dank für den Glückwunsch. Bei meinem Start bei der mVISE AG vor etwas über drei Jahren haben wir gemeinsam mit unserem Aufsichtsrat die Strategie 2015+ erarbeitet. Die Schwerpunkte lagen hierbei in der inhaltlichen Neuausrichtung und der Rückkehr in die Profitabilität. Alle Vorhaben konnten erfolgreich umgesetzt werden, so dass nun die Zeit für neue Pläne gekommen ist. Daher haben wir im März dieses Jahres die Strategie 2018+ mit den wichtigsten Eckpunkten unserer Entwicklung bis zum Jahr 2020 bekanntgegeben. mVISE agiert demnach als „agiles Schnellboot“ für alle Fragestellungen der Digitalen Transformation und Integration. Dabei ergänzen sich Produkte und Professional Services ideal – und ein Augenmerk liegt auf der signifikanten Steigerung unserer Lizenzumsätze insbesondere mit unserer iPaaS-Integrationsplattform elastic.io. Dies wird auch in den nächsten Jahren bei weiter steigendem Umsatzvolumen zu weiter steigenden Margen führen. Daneben haben wir Maßnahmen getroffen die Prozesse in der gewachsenen Organisation zu optimieren und den Vertrieb durch verstärktes Online-Marketing und strategisches Partner-Management zu stärken. Ich freue mich, mit der Umsetzung dieser Maßnahmen die mVISE auf dem Weg zu einem der führenden mittelständischen IT-Dienstleister begleiten zu dürfen.
Sie sprechen die Strategie 2018+ an: Welche Punkte haben Sie bereits umgesetzt?
Wir konnten in allen genannten Punkten bereits Erfolge verzeichnen:
Wie unsere aktuellen Halbjahreszahlen zeigen, sind unser Umsatz und unser Ergebnis auch in den letzten Monaten erheblich gestiegen. Insbesondere konnte unsere Tochtergesellschaft elastic.io hier ein beeindruckendes Wachstum aufzeigen.
Von den angesprochenen Maßnahmen haben wir einen großen Schwerpunkt auf das Online-Marketing gelegt. Für unsere Produkte elastic.io und SaleSphere haben wir unsere Online-Präsenzen überarbeitet – so ist z. B. für beide Produkte nun die Anmeldung zu kostenlosen Trials auf der Webseite möglich. Unsere Vertriebs-App SaleSphere kann zudem über die Marktplätze von Apple, Google und Amazon heruntergeladen werden. Hier wurden übrigens auch unsere beiden Apps FotoChart und PDFChart gelauncht, die diese Lösung gut ergänzen. Für unsere Consulting-Services haben wir die Webseite durch eine Vielzahl von kostenlosen White Papers in der Attraktivität gesteigert.
Im angesprochenen Bereich des strategischen Partner-Managements konnten wir durch unsere Partnerschaften mit Couchbase und XEBIALABS unser technisches Leistungsportfolio weiter ausbauen.
Und auch bei unserer wichtigsten Aufgabenstellung können wir Erfolge feiern: Im Rahmen unserer verstärkten Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung konnten wir seit Jahresanfang bereits mehr als 20 neue Kollegen an Bord nehmen.
Der im August erfolgte Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der Just Intelligence GmbH kam überraschend. War das auch ein Bestandteil der Strategie 2018+ oder hat dieser Exit einen anderen Hintergrund?
Für uns kam der Verkauf der Just Intelligence nicht überraschend, sondern eher als logische Folge der neuen Strategie 2018+. Unser Fokus liegt klar auf allen Fragstellungen rund um die Digitale Transformation. Dies sehen wir bei den Produkten elastic.io und SaleSphere verbunden mit dem Consulting Services ideal umgesetzt. Die Synergien können hier wesentlich optimaler genutzt werden.
Was bedeutet der Just-Intelligence-Verkauf für Ihre aktuelle und mittelfristige Guidance?
Wir halten trotz des Verkaufes weiter an der ausgegebenen Guidance kurz und mittelfristig fest. Die Umsätze werden wir durch Neukunden und Umsatzsteigerung mit Bestandskunden ausgleichen.
Sie haben die Halbjahreszahlen bereits angesprochen: Wie zufrieden sind Sie mit dem operativen Abschneiden in den ersten sechs Monaten?
Im ersten Halbjahr 2018 konnten wir den Umsatz um 73 % auf 9,3 Mio. Euro steigern. Trotz einer Belastung des operativen Ergebnisses durch Akquisitionsmaßnahmen konnten wir dennoch das erste Mal in der Geschichte von mVISE seit Börsengang in einem ersten Halbjahr ein positives EBIT erzielen. Daher sind wir mit dem ersten Halbjahr sehr zufrieden und sehen, dass die Weiterentwicklung des mVISE-Konzerns der letzten Jahre Früchte trägt.
Schlagwort Digitalisierung: In diesem Bereich tummeln sich viele Firmen. Wie hebt sich die mVISE AG hier vom Wettbewerb ab?
Das ist in erster Linie durch unsere einzigartige Kombination von Consulting-Know-how mit unseren innovativen Produkten möglich. Die wichtigsten Eckpunkte der digitalen Transformation sind für mich die Entwicklungen im Bereich von mobilen Applikationen, Cloud-, Internet of Things (IoT)- und Big-Data-Technologien. Diese technologischen Entwicklungen haben unser Unternehmen seit Anbeginn geprägt. Aus unserer Sicht führt eine Nutzung dieser Technologien alleine jedoch nicht zu entscheidenden Effizienzsteigerungen und neuen Wachstumschancen bei unseren Kunden. Entscheidend ist vielmehr die sinnvolle Integration von Anwendungen und Daten. Hier haben wir mit unserem Integrations-Know-how und unserer iPaaS-Plattform eine wirkliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber unseren Wettbewerbern.
Ihr Beratungsgeschäft haben Sie durch die Übernahme eines Teilbetriebs der SHS Viveon im Schlussquartal 2017 deutlich gestärkt. Haben sich Ihre Erwartungen an diese Akquisition bisher erfüllt?
Wir sind sehr froh, diese Chance im letzten Jahr ergriffen zu haben. Die neuen Mitarbeiter haben sich wunderbar in die mVISE integriert. Die Umsatz-Planzahlen des ersten Halbjahres konnten von allen neuen Einheiten erreicht werden, somit eine sehr erfreuliche Entwicklung.
Wie entwickelt sich generell die Auslastung und die Margensituation im Beratungsgeschäft und welche Ziele verfolgen Sie dort mittelfristig?
Die Auslastung im Beratungsgeschäft ist generell hoch. Die Themen, die hier zu einer Margensteigerung führen, sind die Vereinbarung optimalerer Tagessätze auf der einen Seite und das Vermindern der Fluktuation von Mitarbeitern auf der anderen Seite. Weiterhin investieren wir in Recruiting und entsprechende Messen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Je erfolgreicher wir bei diesen Themen sind, desto besser werden wir unsere Ziele erfüllen.
Der mVISE-Aktienkurs kam in den letzten Wochen stark unter Druck. Haben Sie eine Erklärung für den deutlichen Kursverfall?
Der Aktienkurs ist aktuell wieder auf demselben Niveau wie zu Jahresbeginn. Wir haben seit Jahresbeginn schon einige wichtige Themen wie die Integration von SHS, den Verkauf der Just Intelligence und die Verabschiedung der neuen Strategie umgesetzt. Vor diesem Hintergrund erscheint die negative Entwicklung der letzten Wochen am Aktienmarkt noch weniger erklärbar. Unsere Aufgabe wird es sein, unsere Strategie und unser Potenzial Investoren, Partnern und Kunden noch detaillierter darzustellen, damit wir alle gemeinsam erfolgreich die nächsten Schritte gehen können.
Herr Götz, vielen Dank für das Interview.
Einstiegschance
Nach dem Rücksetzer bietet sich bei mVise wieder eine Einstiegschance. Wie wichtig das Thema iPAAS ist, zeigt sich schon an der in diesem Jahr erfolgten Übernahme von Mulesoft durch Salesforce.com. Einziger Unterschied: Die US-Wettbewerber in diesem Bereich werden mit deutlich höheren Bewertungen gehandelt. Allein deshalb hat mVise noch einiges an Potenzial.