Starke Zahlen katapultieren die Aktie von Mutares am Freitag um 16 Prozent nach oben. Hinzu kommt die Bestätigung der Dividende. 1,00 Euro wird die Beteiligungsfirma an die Aktionäre ausschütten. Macht unter dem Strich eine Dividendenrendite von rund 10 Prozent. Damit setzt das Management ein Ausrufezeichen. Wie geht es mit der Aktie weiter? Im Interview mit DER AKTIONÄR blickt CIO Johannes Laumann auf ein transaktionsreiches Geschäftsjahr zurück und verrät, wo es mit dem Portfolio, der Dividende im Angesicht der Corona-Krise 2020 sowie der strategischen Neuausrichtung hingehen kann.
DER AKTIONÄR: Herr Laumann, Glückwunsch zu den Rekordzahlen für 2019. Mit ihrer Dividendenankündigung haben Sie ein Ausrufezeichen gesetzt. Dass Sie trotz der aktuellen Lage an der Ausschüttung von 1,00 Euro je Aktie festhalten, war nicht von allen Beobachtern so erwartet worden. Gab es auch Überlegungen, die Dividende in der aktuellen Situation zu kürzen oder ganz zu streichen?
Johannes Laumann: Nein, die gab es nicht. Wir haben 2019 ein überaus erfolgreiches Jahr hinter uns, mit zehn Akquisitionen und auch zum Start 2020 weitere zwei Akquisitionen erfolgreich gewonnen. Die Entwicklung der Portfoliogesellschaften im Jahr 2019 hielt Schritt. Die Einnahmen durch Beratungsleistungen und Dividenden aus den Portfoliogesellschaften machen die Dividende auch ohne Exit möglich. Dazu kommt die Ausrichtung auf größere Akquisitionen mit stärkerem Gewinnpotenzial für nachhaltiges Wachstum.
DER AKTIONÄR: Dividendenjäger suchen Nachhaltigkeit. Ist für 2020 zu befürchten, dass die Ausschüttung geringer ausfallen wird als für 2019?
Johannes Laumann: Dafür sehe ich absolut keine Anzeichen, im Gegenteil. Ich erwarte für 2020 zusätzliche Möglichkeiten für uns, den 2019 eingeschlagenen Wachstumsweg mit einem stärkeren Fokus auf den Gewinn unserer Beteiligungen für unsere Aktionäre weiter fortzusetzen und mit erfolgreichen Exits unsere Dividendenfähigkeit nochmals deutlich zu stärken.
DER AKTIONÄR: Dank der jüngst platzierten Anleihe über 50 Mio. Euro sind Sie finanziell sehr flexibel, um weitere Zukäufe zu tätigen. 2019 waren Sie mit zehn Übernahmen auf der Transaktionsseite sehr aktiv. Wollen Sie in diesem Tempo weitermachen oder wird 2020, auch virusbedingt, eher ein Übergangsjahr?
Johannes Laumann: Ich gehe davon aus, dass wir nach der Rückkehr zur geänderten Normalität nach Corona einen massiven Anstieg der Opportunitäten sehen werden. Unsere M&A-Mannschaft steht in den Startlöchern und wir werden versuchen, wesentliches Wachstum auch 2020 zu erreichen. Ich bin sehr zuversichtlich, da wir auch aktuell schon eine belastbare Pipeline haben.
DER AKTIONÄR: Blicken wir noch einmal auf den Abschluss 2019: Der deutliche Anstieg des um Sondereffekte bereinigten EBITDA um 67 % auf 7,5 Millionen Euro legt nahe, dass Sie operativ deutlich vorangekommen sind. Konnten Sie Neuzugänge im Portfolio schnell drehen oder ist das eher auf Wachstum im reiferen Bestand zurückzuführen?
Johannes Laumann: Gerade Gesellschaften wie Elastomer, Gemini, Cenpa, Donges Group und die Balcke-Dürr Gruppe haben sich sehr positiv entwickelt. Auch können wir erste große Erfolge im Realignment der Keeeper Group verzeichnen und blicken sehr positiv in der Zukunft und die Wachstumsstory dieser Gesellschaft.
DER AKTIONÄR: Rückt für die Erfolgsgeschichten im Portfolio nun auch die Zeit für die Ernte sprich ein Exit näher oder ist dies in den nächsten Monaten eher unrealistisch?
Johannes Laumann: Wir sind einer der führenden Private-Equity-Turnaround-Unternehmer in Europa und möchten uns durch gesamtheitlichen Mehrwert inklusive einer kürzeren Halteperiode gegenüber klassischen Private-Equity-Fonds und damit früheren Exits für unsere Aktionäre unterscheiden. Wir schauen uns permanent den „Reifegrad“ unserer Gesellschaften an und haben eine klare Strategie & Erfolgserwartung, was den Exit pro Gesellschaft betrifft. Ich denke, wir sind strukturell hier auf einem guten Weg und werden 2020 hier deutlich mehr zu erzählen haben als 2019.
DER AKTIONÄR: Was sind auf Seite der Mutares-Sanierungsexperten die größten Herausforderungen, die sich nun in den Beteiligungen aus der Corona-Thematik ergeben?
Johannes Laumann: Ich denke, diese sind vielfältig. Bei einzelnen Gesellschaften haben wir der positiven Herausforderung eines Kapazitätsengpasses entgegenzuwirken; insbesondere Gesellschaften wie Klann, Keeeper Tableware, Teile der Donges Group und Cenpa sind hier zu nennen. Andererseits sind wir, speziell im Automotive-Bereich, damit konfrontiert, den Wiederanlauf der Fertigung sicherzustellen und materielle Ausfälle gemeinsam mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern zu minimieren.
DER AKTIONÄR: Nutzen Sie die Möglichkeit, für einzelne Töchter Staatshilfe zu beantragen bzw. wie hoch schätzen Sie die Erfolgswahrscheinlichkeit?
Johannes Laumann: Selbstverständlich versuchen wir diese Programme zu nutzen und maximale Unterstützung zu bekommen. Allerdings muss ich Ihnen leider auch sagen, dass die in Deutschland publizierte Zuwendungen und die Realität hier noch sehr auseinandergehen. Gerade Geschäftsbanken tun sich äußerst schwer, neue Darlehen an Gesellschaften zu gewähren. Wir haben in den wenigsten Gesellschaften Bankschulden und werden von den Banken hier nur sehr zaghaft unterstützt. Alternative Programme zum Beispiel in Frankreich funktionieren deutlich besser. Generell gehen wir davon aus, dass wir keine durch Corona bedingte Ausfälle im Mutares-Portfolio haben werden. Ich bin sehr zuversichtlich für das 2. Halbjahr 2020. Wir sind bestens aufgestellt und gerüstet.
DER AKTIONÄR: Eine private Frage zum Abschluss: Was machen Sie als erstes, wenn wir uns wieder offiziell ohne Beschränkung frei bewegen dürfen?
Johannes Laumann: Ich erhoffe mir eine Aufhebung der Beschränkung zum Wochenende und werde mit meiner Frau und meiner Tochter bei unserem Lieblingsitaliener um die Ecke eine Pizza essen gehen.
Herr Laumann, besten Dank für das Interview.
10 % Dividendenrendite!
Die Corona-Krise verzögert das Wachstum bei Mutares allenfalls um wenige Quartale. Ohne den externen Effekt COVID-19 wären im laufenden Jahr dank der zum Jahresanfang gemeldeten Übernahmen 1,5 Milliarden Euro Umsatz machbar gewesen. Gleichzeitig gibt die Reife der Pipeline auch lukrative Exits her, spätestens wenn sich die Wogen der Viruskrise glätten, erwartet DER AKTIONÄR auch entsprechende Vollzugsmeldungen. Die Ausschüttung von einem Euro je Aktie erfolgt nun bereist zum 3. Mal hintereinander, was die vom Management versprochene Nachhaltigkeit in der Dividendenpolitik unterstreicht. Mit rund 10 % Dividendenrendite ist das Papier ein Muss für Dividendenjäger. Im Vergleich zu internationalen Private-Equity-Häusern ist diese Kennzahl bei den Münchnern doppelt so hoch. Beim Kurs eine Rückkehr auf Vorkrisenniveau um 13 Euro die Minimalerwartung. Ein Stopp zur Absicherung bietet sich bei 7,50 Euro an.