Die Rückversicherungsbranche lädt derzeit wieder zum großen Branchentreffen nach Monaco. Weltmarktführer Munich Re hat sich dort zu den Zukunftsaussichten geäußert. Der Branchenprimus rechnet weiter mit einer hohen Nachfrage nach Rückversicherungen, verweist aber auch auf Risiken.
Munich Re rechnet trotz stark gestiegener Prämien mit einer weiter hohen Nachfrage nach Rückversicherungen. So stark wie in den vergangenen drei Jahren dürfte es zunächst aber vorerst nicht mehr aufwärtsgehen. Das teilte der DAX-Konzern am Sonntag beim jährlichen Branchentreffen Rendez-Vous de Septembre in Monte Carlo mit.
Seit Samstag treffen sich Rückversicherer wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück im Fürstentum Monaco mit Maklern und Kunden. Dazu gehören auch die großen Erstversicherer wie Allianz und AXA. Insgesamt werden mehr als 3.000 Teilnehmer aus etwa 80 Ländern erwartet. Auf dem Branchentreffen loten sie unter anderem die Preise und Konditionen für die große Vertragserneuerung zum Jahreswechsel aus.
Munich-Re-Vorstand Thomas Blunck sagte seiner Branche weiteres Wachstum voraus. In den Jahren 2024 bis 2026 dürften die Prämieneinnahmen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im jährlichen Schnitt weltweit um zwei bis drei Prozent wachsen. Derzeit befinde sich der Markt „in einem vernünftigen Gleichgewicht“.
In den drei Jahren zuvor waren die Prämieneinnahmen im weltweiten Schaden- und Unfall-Rückversicherung laut Munich Re durchschnittlich um etwa vier Prozent gestiegen. Auch hier kamen die inflationsbedingten Preiserhöhungen noch obendrauf. Erstversicherer mussten daher deutlich mehr Geld auf den Tisch legen, um Risiken aus ihren Versicherungsverträgen an Rückversicherer weiterzureichen.
Wegen der höheren Einnahmen und vergleichsweise geringer Schäden gelang es den Rückversicherern 2023, ihre Kapitalkosten zu verdienen. In vier der vergangenen sieben Jahre sei dies jedoch nicht gelungen, sagte Blunck. Er und sein Vorstandskollege Stefan Golling pochten deshalb auf weitere Prämienerhöhungen.
Wenn die Konditionen nicht profitabel genug seien, werde Munich Re auch auf den Abschluss von Verträgen verzichten. Dabei hat der Manager besonders das Haftpflichtgeschäft in den USA im Blick. In der Vergangenheit hätten viele Unternehmen der Branche nach hohen Schäden oft gelobt, keine unrentablen Verträge mehr zu unterzeichnen. Immer wieder seien sie jedoch in ihr altes Verhalten zurückgefallen.
Konkurrent Swiss Re verweist derweil auf das Phänomen der sozialen Inflation. Außerdem machen der Branche Sammelklagen gegen Industrieunternehmen zunehmend zu schaffen - vor allem in den USA.
Durch den Trend zu Urteilen mit immer höheren Schadenersatzsummen verteuern sich demnach die Haftpflichtschäden in einem Maß, das durch die Entwicklung von Löhnen oder Verbraucherpreisen nicht zu erklären sei. Laut Munich Re hält der Anstieg der Versicherungsprämien in den USA damit in vielen Jahren nicht Schritt.
Swiss Re zufolge hat die soziale Inflation die US-Haftpflichtschäden in den vergangenen zehn Jahren um 57 Prozent nach oben getrieben. Allein im Jahr 2023 habe der Anstieg sieben Prozent betragen. Damit treibe die soziale Inflation die Haftpflichtschäden stärker nach oben als die wirtschaftliche Inflation.
Dass die Rückversicherer auf die steigenden Kosten verweisen, sollte Anleger nicht verunsichern. Wie erwähnt werden auf dem Branchentreffen auch die Preise und Konditionen für die große Vertragserneuerung zum Jahreswechsel ausgelotet. Hierfür wollen sich die Rückversicherer in eine gute Position bringen.
Bei den Aktien bleiben die deutschen Branchengrößen Hannover Rück und Munich Re die erste Wahl. Nach ihren jüngsten Korrekturen sind sie beide wieder etwas günstiger zu haben.
Mit Material von dpa-AFX
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