Die Aktie von Helma Eigenheimbau befindet sich im Sturzflug. Kein Wunder: Der Newsflow war zuletzt alles andere als positiv. Nach einer Reihe von Umsatz- und Gewinnwarnungen und einer ausgesetzten Dividende stellen nun erste Analysten die dringend notwendige Refinanzierung des Unternehmens in Frage.
Lange Zeit hat Helma Eigenheimbau mit dynamischem Wachstum und nachhaltig steigenden Gewinnen überzeugt. Als führender Anbieter von individuellen Einfamilienhäusern hat die Gesellschaft stark vom Nachfrageboom in den Speckgürteln der Großstädte profitiert. Doch mit der Zinswende änderte sich die Situation. Die Nachfrage brach komplett ein. Eine Reihe von Gewinnwarnungen setzte den Kurs deutlich unter Druck. Im Herbst 2022 beschleunigte sich die Talfahrt. Nach der Pleite eines Subunternehmers (inklusive neuer Gewinnwarnung) und der überraschenden Abberufung des langjährigen Vorstands Gerrit Janssen verließen immer mehr Investoren das sinkende Schiff.
Im Mai 2023 wurde die Dividende gestrichen. Am 15. Juni folgte dann die nächste Umsatz- und Gewinnwarnung. Zur Begründung führte das Unternehmen an, dass die Prognose aus dem März von einer stetigen Abnahme der Kaufzurückhaltung im Jahresverlauf ausging, die nicht im erwarteten Umfang eingetreten sei. Mittlerweile gehe der Vorstand aber nicht mehr von einer wesentlichen Verbesserung der Nachfrage aus.
Das größte Problem: Helma sitzt auf zu hohen Schulden und generiert zu wenig Einnahmen, um diese bedienen zu können. Bleibt die Frage: Bekommt die Gesellschaft die Refinanzierung gestemmt oder ziehen die Banken den Stecker?
Passend dazu schreibt Montega Research in einem Update: „Noch mehr Sorge als der Inhalt der Ad-hoc-Meldung macht uns das Ausbleiben der ersehnten Meldung zum erfolgreichen Abschluss der Refinanzierungsgespräche. So hatten wir die Streichung der Dividende als Voraussetzung für eine baldige Refinanzierungsvereinbarung interpretiert. Wenn auch diese Maßnahme eine Refinanzierungsvereinbarung nicht ermöglicht, rückt damit eine Kapitalerhöhung oder ein Debt/Equity-Swap in den Bereich der wahrscheinlichen Alternativen zu einer Refinanzierung der Schuldverschreibungen“, führen die Analysten in ihrem Update aus.
Damit fehle eine verlässliche Basis für eine Bewertung der Aktie, weil mit der unsicheren Finanzierungsgrundlage auch die Anzahl der zu Grunde zu legenden Aktien nach einer solchen Kapitalmaßnahme nicht einschzuätzen sei. Folge: „Aufgrund der kurzfristig ungeklärten Finanzierung und der dadurch extrem eingeschränkten Visibilität setzen wir unser Rating und das Kursziel für die Aktie aus“. Das bisherige Kursziel lag noch bei 27 Euro!
Der heutige Kursrutsch um weitere 45 Prozent ist der vorläufige negative Höhepunkt des Niedergangs des einstigen Vorzeige-Nebenwertes. Ziehen die Banken bei der Refinanzierung der Schulden mit, könnte es zwar zu einer dynamischen Gegenbewegung kommen. Ob im Anschluss dann auch der operative Turnaround gelingt, ist allerdings fraglich. Stand heute sind einfach zu viele Fragen offen. Anleger bleiben daher vorerst an der Seitenlinie.