Sie sind verstummt, die Goldbullen, die sich noch vor wenigen Jahren sicher waren, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis der Goldpreis die magische Marke von 2.000 Dollar durchbrechen wird. Der Goldpreis befindet sich seit mehr als drei Jahren in einem Bärenmarkt. Ist Gold also mittlerweile nutzlos?
Nein, sicher nicht. Gold ist und bleibt eine Versicherung. Eine Versicherung gegen die monetären Experimente der Notenbanken. Und dass diese Versicherung greift, das hat sich auch schon im laufenden Jahr gezeigt. Zwar steht der Goldpreis in Dollar gerechnet noch unter Druck. Doch in Euro konnten Anleger bislang Gewinne einfahren. Ein gewisser Anteil an physischen Edelmetallen im Depot ist damit unerlässlich – zumal dann, wenn man einen Teil seines Vermögens außerhalb des Bankensystems lagern möchte. Zumal dann, wenn sich die Situation in Europa und rund um den Euro weiter zuspitzen sollte.
Minen-Aktien vor Comeback?
Die Frage ist: Sollte man jetzt auch wieder bei Minen-Aktien zugreifen? Auch hier hat man in den vergangenen Jahren immer wieder gehört, Gold- und Silber-Aktien seien günstig bewertet. Doch den Goldminen-Index HUI hat das nicht davon abgehalten, in der vergangenen Woche ein neues 12-Jahres-Tief zu markieren. Das mag überraschen: Immerhin haben die Edelmetall-Produzenten in den vergangenen Quartalen deutlich auf die Kostenbremse gedrückt. Das Motto „Wachstum um jeden Preis“ gehört der Vergangenheit an. Die Profitabilität ist in den Vordergrund gerückt. Die meisten Produzenten schaffen es, auch bei den deutlich niedrigeren Gold- und Silberpreisen noch schwarze Zahlen zu schreiben. Warum also markieren die Minen-Aktien gerade jetzt neue Tiefs?
Diese Frage ist alles andere als einfach zu beantworten. Sicher fehlt vielen Anlegern nach den Enttäuschungen der Vergangenheit schlicht und ergreifend das Vertrauen in die Gesellschaften. Oder anders ausgedrückt: Es fehlen einfach große Käufer im Markt. Zum anderen ist die charttechnische Verfassung des Goldpreises in US-Dollar alles andere als berauschend. Letztlich bestimmt der Goldpreis maßgeblich die Marge der Unternehmen.
Zyklischer Bärenmarkt
Um derzeit in Minen-Aktien zu investieren braucht man vor allem zwei Dinge:
1. Weitblick
2. Mut
Weitblick, weil, wie im Kommentar auf Seite 34 geschrieben, jeder Bärenmarkt an der Börse einmal ein Ende nimmt und nach drei Jahren auch der zyklische Gold-Bärenmarkt vor seinem Abschluss steht. Mut, weil die Berichterstattung rund um Gold, Silber und Minen-Aktien derart negativ ist, dass man über seinen eigenen Schatten springen muss, um jetzt allmählich vernachlässigte und unterbewertete Papiere einzusammeln. Stock-Picking bleibt dabei die oberste Devise. Bei den meisten großen Goldproduzenten lauern noch große Gefahren. Sei es in Form hoher Schulden wie bei dem weltgrößten Goldproduzenten Barrick Gold, oder in Form rückläufiger Reserven wie bei Kinross oder aufgrund zu hoher Erwartungen, die das Management geweckt hat, wie im Fall von Goldcorp.
Newmont: Erste Wahl
Die Zahl der großen Produzenten, die ein Engagement wert sind, ist überschaubar. Eine Aktie ist aber durchaus eine Überlegung wert: Newmont Mining. Der Goldproduzent konnte die Umsätze im ersten Quartal um zwölf Prozent auf zwei Milliarden Dollar steigern – der Gewinn legte sogar um 91,6 Prozent auf 0,46 Dollar je Aktie zu – Newmont schlug die Analystenschätzungen damit um 100 Prozent. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen setzt Newmont weiter auf Wachstum. Der Konzern hat sich die Cripple Creek & Victor Mine von AngloGold Ashanti gesichert. Kaufpreis: 820 Millionen Dollar. Dort will Newmont in den kommenden Jahren zwischen 350.000 und 400.000 Unzen Gold produzieren. Die Kosten sollen bei 825 bis 875 Dollar je Unze liegen. Damit wird die neue Mine die Kosten des Konzerns weiter senken. Zudem liegt Cripple Creek & Victor in Colorado – also in einer politisch sicheren Region.
Newmont hat den Kauf der Mine zum Teil über eine Kapitalerhöhung finanziert, die den Kurs unter Druck gebracht hat. Da auch der Goldpreis derzeit schwächelt, bietet sich Anlegern ein attraktives Einstiegsniveau bei dem zurzeit aussichtsreichsten großen Goldproduzenten.
Klondex: Weiter nach oben
Wer es eine Nummer spekulativer liebt, ist bei einer Altempfehlung des aktionär gut aufgehoben: Klondex. Der Junior-Goldproduzent hat mit Fire Creek und Midas zwei hochgradige Liegenschaften im minenfreundlichen Nevada. Jüngst hat Klondex auch die wichtige wasserrechtliche Genehmigung erhalten. Der Newsflow ist positiv. Das Chartbild ebenfalls. Anleger können Rücksetzer zum Aufbau einer Position nutzen.
Tahoe Resources:
Erste Wahl bei Silber
Auf einem interessanten Einstiegsniveau notiert derzeit auch die Aktie des Silberproduzenten Tahoe Resources. Der Grund: Der Goldproduzent Goldcorp hat den verbliebenen Anteil von 25 Prozent an Tahoe Resources verkauft – und damit den Kurs unter Druck gebracht. Doch Tahoe bleibt ein hochprofitabler Silberproduzent. Auf der Escobal-Mine in Guatemala produziert Tahoe Silber zu Cash-Kosten von lediglich 6,37 Dollar, die All-in-Sustaining-Kosten liegen bei 9,15 Dollar.
Dazu hat Tahoe sein Geschäftsmodell mit der Übernahme von Rio Alto in Richtung Gold diversifiziert. Tahoe will im laufenden Jahr 220.000 Unzen Gold zu All-in-Sustaining-Kosten von 730 bis 765 Dollar produzieren. Damit bleibt der Konzern auch angesichts der niedrigen Edelmetallpreise weiter hochprofitabel. Der Kursrücksetzer durch die Aktienplatzierung bietet eine gute Einstiegsgelegenheit.
Das Kind spielt verrückt
Eine weitere spannende Kaufgelegenheit bietet sich nach Jahren der Konsolidierung nun auch wieder im Bereich der Agrarrohstoffe. Denn dieses Jahr ist es aller Voraussicht nach wieder so weit: El Niño (übersetzt: „der Junge“ beziehungsweise „das Christkind“) kommt. Diese gefürchtete Klima-Anomalie lässt das Wetter rund um den Globus verrücktspielen. Vereinfacht ausgedrückt sorgen bei El Niño Winde dafür, dass die Wassertemperatur im Westpazifik vor Südasien und Nordaustralien sinkt und sich das Wasser vor der Küste Südamerikas erwärmt. Diese Veränderungen führen je nach Ausprägung in Asien und Australien teilweise zu verstärkter Trockenheit und in Amerika zu erhöhten Niederschlägen, mitunter auch zu verheerenden Überschwemmungen.
Reisaussaat verschoben
So hat beispielsweise auf den Philippinen die Regierung den Bauern des Landes aufgrund ausfallender Regenfälle zuletzt mehrfach empfohlen, die Reisaussaat weiter zu verschieben. Selbst das deutlich weiter vom Pazifik entfernte Indien leidet unter einer extremen Hitzewelle. Hingegen gab es in Amerika zuletzt mehrere verheerende Überschwemmungen.
Kein Wunder, dass El Niño auch Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte hat. Die Preise für Mais, Weizen und Kakao zogen in den vergangenen Handelswochen deutlich an. Darüber hinaus folgt auf El-Niño-Jahre oftmals La Niña (das Mädchen). Hierbei kommt es dann in Amerika verstärkt zu Dürren und in Australien sowie Asien zu Überschwemmungen. Auch dieses Wetterphänomen hat in der Vergangenheit oft zu steigenden Rohstoffpreisen geführt.
Alles in einem Korb
Mutige Anleger können angesichts der drohenden Wetterkapriolen in einigen landwirtschaftlich bedeutendsten Regionen auf steigende Preise bei einzelnen Agrarrohstoffen spekulieren. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise der Turbo-Bull auf den Maispreis (WKN SG0ZUQ), der in der Vorwoche im Rohstoff-Check empfohlen wurde. Weniger riskant ist hingegen der Kauf eines ganzen Rohstoffkorbs. So deckt etwa das Zertifikat auf den JPMorgan Agriculture Index mit der WKN VT044H nahezu alle relevanten Agrarrohstoffe ab.
Stockpicking oder breite Streuung
Während im Gold- und Silbersektor derzeit vor allem Stockpicking enorm wichtig ist, bietet es sich hingegen im volatilen Bereich der Agrarrohstoffe an, auf eine breite Streuung zu setzen.