Die deutschen Auto-Hersteller haben im wichtigsten Absatzmarkt der Welt China so ihre Probleme. VW kann seine ID.-Modelle nicht in großen Mengen an den Mann bringen. Mercedes tut sich insbesondere bei den Luxus-Stromern schwer. So reduzierten die Stuttgarter im letzten Jahr etwa den Verkaufspreis für den EQS in China um bis zu 32.000 Euro.
In einer neuen Studie arbeitet die Unternehmensberatung McKinsey einige Gründe für die Probleme der westlichen Autobauer auf. Konkret bemängeln die Experten die fehlende Anpassung an den chinesischen Kundengeschmack. Die Kunden aus Fernost legen vor allem Wert auf neueste Technologien, Konnektivität, Fahrassistenzsysteme und Unterhaltungselektronik.
Mercedes musste spät im vergangenen Jahr seine Preise für das Elektroflaggschiff EQS senken - der Aktienkurs der Schwaben brach empfindlich ein. Auch wenn es im Premiumbereich noch besser läuft als im Massengeschäft zeigt das: Selbst die deutschen Nobelmarken sind in China nicht mehr unverwundbar.
Die chinesischen Hersteller drängen mit fortschreitender Elektronachfrage auch verstärkt auf den europäischen Markt. Das wird auch auf der IAA sichtbar sein, traditionell die Hausmesse der deutschen Automarken. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Marktforscher Center Automotive Research wittert bereits "die IAA der Chinesen" und eine "Zeitenwende, die Europa zum interessanten Markt für chinesische Elektroautos macht".
Die deutschen Hersteller müssen demnach kräftig auf die Tube drücken und in Sachen Innovation, Software und Konnektivität bei ihren Elektroautos deutlich nach bessern.
In der Zwischenzeit hat das US-Analysehaus Bernstein Research die Einstufung für Mercedes-Benz auf "Outperform" mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. Die Märkte betrachteten den freien Finanzmittelfluss (Free Cashflow, FCF) und das Wachstum der europäischen Automobilhersteller pessimistisch, schrieb Analyst Daniel Roeska in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Er hingegen gehe davon aus, dass der FCF in naher Zukunft besser ausfallen wird als allgemein erwartet. In puncto langfristiges Wachstum müssten die Autoproduzenten aber einen besseren Job machen als bislang.
Die Aktie von Mercedes hat zuletzt deutlich korrigiert. Und das in einem freundlichen Gesamtmarkt. Im Bereich von 66,90 Euro befindet sich allerdings ein starker Support für die Aktie. Dieser hat bislang gehalten. Nimmt das Papier die wichtige 200-Tage-Linie bei 69,77 Euro, hellt sich die Stimmung wieder deutlich auf.